Der Tagesspiegel: Inlandspresse/ Der Tagesspiegel kommentiert zur innenpolitischen Konstellation nach der Wahl von Sigmar Gabriel zum SPD-Chef:
Geschrieben am 14-11-2009 |
Berlin (ots) - Es prallen zwei Welten in der Mitte aufeinander. Von der Linken kommt Gabriel. Was er sagt, wie er es sagt: Es kommt leicht visionär daher, dazu bauchig-gefühlig, mit betonter Anlehnung an den Meister des Ungefähren, an Willy Brandt. Gabriel repolitisiert auf seine Weise die Politik der SPD, indem er auf das hört, was er in der Polis erfährt. Was er erfahren hat, zeigt sich an dem, was er will: Projektionsflächen erlauben, Entwicklungen anstoßen, an denen vieles sich selbst erfüllt, als Erstes die Mitglieder und Sympathisanten mit dem Gefühl der Teilhabe. Räume für Träume. Sie zu eröffnen, heißt einen Sehnsuchtsort zu zeigen: Wer, in dieser ansonsten hochindividualisierten Gesellschaft, will den Traum vom besseren Leben nicht träumen? Nicht leben? Von der Rechten kommen Guttenberg und Rösler. Die kommen nicht nur, sie treten auf, alert und adrett, unaufgeregt und dominant. Lebendiges Florett. Sie haben die Fakten, und Zögern kostet, nicht nur Zeit. Rösler spricht ohne Zettel und ohne sich zu verzetteln über die schwierigste sachpolitische Materie der vergangenen Jahre, die Gesundheit. Er provoziert, kalkuliert. Und Guttenberg: Er weiß, wie er sprechen muss, damit seine Botschaft ankommt. Sie kündet von Überlegenheit. Beide verkörpern Schneid und - Obrigkeit. Wer wünscht sich nicht manchmal jemanden, der sagt, was ist und wie es sein soll? Wollen nicht auch heute noch viele Menschen Führung, um sich anzulehnen und Entscheidungen abzugeben an die Autorität, an die mit großer Entschiedenheit?
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