 Südwest Presse: Kommentar zum Strompreis
Geschrieben am 31-07-2006 |
Ulm (ots) - Wenn Strom in geringer Stärke durch den Körper fließt,
kitzelt es ein wenig. So ähnlich muss sich gestern die ENBW gefühlt
haben: Die Bundesnetzagentur verlangt von dem Stromriesen und zwei
anderen Anbietern geringere Durchleitungsgebühren.
Acht Prozent sollen diese sinken. Das kann einen Konzern, der Anfang
des Jahres den Umsatz um 34 Prozent nach oben trieb, kaum schocken.
Das Zeichen, das damit verbunden ist, gleichwohl: Die für
Energiemärkte zuständige Behörde will die im OECD-Durchschnitt bis zu
40 Prozent teureren Kosten nicht mehr hinnehmen. Ihr Eingriff beim
Anbieter Vattenfall vor einiger Zeit war keine Eintagsfliege.
Der Schritt ist überfällig. Die hohen Netzentgelte verhindern den
Wettbewerb, Industriebetriebe wandern auch deshalb aus Deutschland
ab, die Verbraucher rebellieren gegen die hohen Kosten. Der
Strompreis für die Industrie hat sich seit 2000 fast verdoppelt. Die
Netzbetreiber bilden ein Oligopol, lassen nach wie vor ihre guten
politischen Beziehungen spielen und bekämpfen aktiv Konkurrenten. Die
Liberalisierung des Energiemarktes in Deutschland ist bislang nicht
geglückt. An Transparenz bei den Unternehmen mangelt es völlig.
Der Telekommunikationsmarkt zeigt aber, dass durch Eingriffe bei
Durchleitung und Preisen sehr wohl Wettbewerb geschaffen werden kann.
Es ist Zeit, dass es den Stromriesen weh tut.
Originaltext: Südwest Presse
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Lothar Tolks
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