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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Leistungsdruck an Schulen:

Geschrieben am 19-11-2009

Bielefeld (ots) - So, die Lehrer sind also schuld an der oft
beklagten Überlastung der Schüler? Barbara Sommers Äußerung dürfte
ihr wenig neue Freundschaften einbringen. Auch zur Verbesserung des
Lernklimas an den nordrhein-westfälischen Gymnasien wird diese
Feststellung der Schulministerin nicht beitragen. Das ist so sicher
wie die Notwendigkeit einer weiteren Qualitätsoffensive im
bundesdeutschen Bildungswesen. Bei den Lehrern muss die Kritik wie
die Weitergabe des schwarzen Peters ankommen. Eltern werden sich
fragen, ob es denn nicht die vom Ministerium betriebene zügige
Einführung des G8-Abiturs war, die seitdem für die Unruhe an ihren
Schulen sorgt.
Aber wenn man den verständlichen Ärger an der Basis einmal in den
Hintergrund drängt, dann bietet die bedenkliche Pauschalkritik aus
dem Hause Sommer den Schulen auch eine Chance. Denn jeder
Schulleiter, jedes Kollegium, jede Schüler- und Elternvertretung kann
die umstrittene Vordenkerin aus Düsseldorf beim Wort nehmen und die
Freiheit leben, die hier eingefordert wird. Dass das kein einfacher
Weg wird, ist klar. Denn damit ist ja nicht weniger gemeint, als den
partnerschaftlichen Ausgleich zu finden zwischen Fußballtraining und
Unterrichtsvertiefung, zwischen Leistungstestvorbereitung und
Familienleben, Vorankommen und Überfordertwerden.
Die Gefahr ist groß, dass alle Seiten dabei Fehler machen. Dass viele
Lehrer ihre Schüler weiter überfordern, weil sie glauben, das sei so
gewollt. Dass die Eltern sich nicht einbringen, weil sie glauben, sie
könnten damit nichts erreichen. Und dass das Schulministerium weiter
öffentliche Schelte betreibt, statt auf Teamarbeit und vielleicht
doch die vertiefende Erläuterung seines pädagogischen Konzeptes zu
setzen.
Was passiert, wenn diese Fehler doch gemacht werden, liegt auf der
Hand, weil es sich ja bereits abzeichnet. Schüler werden in ihrer
Entwicklung behindert; Lehrer verlieren die Freude an ihrem Beruf und
machen ihn deshalb zwangsläufig schlechter; und Barbara Sommer wird
wenig zum von Schwarz-Gelb erhofften Landtagswahlerfolg im Mai
beitragen können.
Eines sollte aber auch klar sein: Der eingeschlagene Weg ist
grundsätzlich richtig. Mehr Schüler müssen schneller Abitur machen.
Wenn sich alle Beteiligten darüber zunächst einmal verständigten,
wären wir in NRW bereits einen großen Schritt weiter. Als Nächstes
muss die Erkenntnis Raum greifen, dass es dabei ohne den anderen
nicht geht. Und als Krönung dieser gegenseitigen Vergewisserung
sollte das Bildungsklima angesprochen werden. Dann wird schnell
deutlich werden, dass Lernen Spaß machen muss, damit sich Spaß an
Leistung und Herausforderungen entwickeln kann. Wichtig dafür ist die
Sicherheit, ungestraft Fehler machen zu dürfen. Fehler, wie
Ministerin Barbara Sommer gestern einen gemacht hat.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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