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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Strukturkrise im Erzbistum Paderborn

Geschrieben am 22-11-2009

Bielefeld (ots) - Seit mehreren Jahren in Folge werden zu
Pfingsten im Paderborner Dom weniger als zehn Männer zu Priestern
geweiht. Der Tiefpunkt mit drei Priesterweihen steht offenbar im
nächsten Jahr an. Nur drei Neupriester aus dem Erzbistum Paderborn,
das fast fünf Millionen Einwohner und knapp 1,7 Millionen Katholiken
zählt: Da bedarf es keines mathematischen Hochschulstudiums, um das
ganze Ausmaß der »Kirche in Not« zu verstehen.
In einer Zeit, in der erfahrene Fernsehzuschauer mühelos die Namen
der zehn Finalisten der Casting-Schau »Deutschland sucht den
Superstar« herunterbeten, aber bei den zwölf Aposteln hoffnungslos
überfordert sind, liegt die Glaubenslehre unserer Kirche im Trüben.
Die Werte haben sich dramatisch verschoben: Spaß und Event stehen mit
dem Abstand eines Universums vor Kirche und Gebet. Auch im ländlichen
Raum von Ostwestfalen-Lippe: Nur noch zwölf Prozent der Christen
einer katholischen Landgemeinde wie Hövelhof im Kreis Paderborn gehen
regelmäßig zum Gottesdienst.
Kirche ist immer dann willkommen, wenn sie kostenfrei ein nettes
Rahmenprogramm liefert. Natürlich: Die Christmette zu Weihnachten,
die gehört dazu. Die ergreifende Feier der Erstkommunion: Oh ja,
bitte schön. Die Hochzeit mit der Braut im weißen Kleid: Naja, schon
deutlich weniger, aber nett ist es doch. Und wo bleibt der getaufte
Christ außerhalb des Feier-Programms?
In der katholischen Kirche von Paderborn ist am Wochenende Tacheles
geredet worden - wenn auch in feinen Worten. Die vor vier Jahren in
Schwerte vom Erzbischof angekündigte »Perspektive 2014« geht deutlich
über eine Neustruktur der Pfarrverbünde hinaus. Die Zusammenlegung
mehrerer Verbünde zu einem neuen Verband mit mehren zehntausend
Gläubigen bedeutet den Verzicht auf lieb und augenscheinlich allzu
selbstverständlich gewordene, seit Jahrhunderten bestehende
Traditionen und Gepflogenheiten. Die meisten Seelsorger ersticken im
Organisations- und Verwaltungsalltag unter einer schier
unerträglichen Last, die ihnen bei der Betreuung gleich mehrerer
Gemeinden auferlegt wird. Pfarrer und Pastöre wirken eher als Manager
statt als geistliche Seelsorger.
Was wird aus der Ortskirche? Diese Frage hat der Erzbischof am
Samstag fast provozierend gestellt. Die Antwort haben die Christen
auch selbst in der Hand. Sie sind getauft und gehören einer
Gemeinschaft an, die nicht nur Versorgungscharakter trägt. Kirche und
Gemeindeleben sind weit mehr als nur eine Mitgliedschaft im
Schützenverein oder in der Frauengemeinschaft.
Den Priestermangel wird die neue Struktur, die Paderborn unter dem
Druck der demographischen, finanziellen und personellen
Rahmenbedingungen hoffnungsvoll auf den Weg bringt, nicht beseitigen.
Zur Lösung dieser Frage gehört das Gebot des Zölibats auf die
Tagesordnung. Weniger in Paderborn, sondern in Rom.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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