LVZ: Leipziger Volkszeitung zum Gesundheitsgipfel
Geschrieben am 01-08-2006 |
Leipzig (ots) - Echte Entwarnungen hören sich anders an. Was die Bundesgesundheitsministerin nach dem Treffen mit Spitzenvertretern der Krankenkassen verkündete, war die wachsweiche Erklärung dafür, dass im Prinzip nichts geklärt wurde. Der Streit um die Kampagne der Kassen gegen die Gesundheitsreform wird weiter öffentlichkeitswirksam im Sommerloch köcheln. Wo beginnt die diffamierende Agitation gegen die von der Koalition in einer Nacht-und-Nebel-Aktion beschlossene Gesundheitsreform? Was ist sachliche Aufklärung im Sinne einer notwendigen Patienteninformation? Viel Spielraum für geübte Interpretationskünstler auf beiden Seiten. Da ist noch einiges an Überraschungen zu erwarten
Einigkeit besteht zumindest darin, dass keine Beitragseinnahmen zur Finanzierung eines Publicity-Feldzugs in eigener Sache verwendet werden. Diesen Punkt kann Ulla Schmidt als Teilerfolg für sich abhaken. Dass die Kassen sich diesbezüglich nicht quer zur Ministerin legen, liegt in ihrem eigenen Interesse. Wenn sie es überhaupt anders geplant hatten. Beim öffentlichen Scharmützel vor dem Gipfel waren die Grenzen zwischen Dichtung und Wahrheit fließend. Die rechtliche Grundlage allerdings ist dagegen klar: Als Körperschaften des öffentlichen Rechts steht es den Kassen nicht zu, Kampagnen gegen Koalitionsbeschlüsse zu bezahlen. Schmidts Drohung, im Ernstfall die Kassen-Vorstände finanziell persönlich in Haftung zu nehmen, war quasi ein Volltreffer mit vorbeugender Wirkung. Beim Gedanken an den eigenen Geldbeutel sinkt auch die Risikobereitschaft von Kassenfunktionären rapide.
Zudem steht weiter der Vorwurf im Raum, dass die Aktivitäten gegen die Gesundheitspläne vor allem aus der Angst um die eigenen Pfründe resultieren. Bei allem koalitionären Murks rund um die Gesundheitsreform: Das Ziel, aus sieben bundesweiten Spitzenverbänden einen gemeinsamen zu formen, ist der richtige Ansatz.
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