Rheinische Post: Castro übergibt seine Macht
Geschrieben am 01-08-2006 |
Düsseldorf (ots) - Von Godehard Uhlemann
Wer heute schon das Ende der Ära Castro sieht, wird rasch das Opfer seiner Träumereien. Natürlich ist Kuba ein Ende der Diktatur zu wünschen, in der Menschen zuhauf drangsaliert und Oppositionelle in den Gefängnissen verschwunden sind. Doch der Jubel der Exil-Kubaner ist verfrüht. Die Morgenröte der Freiheit und Gerechtigkeit zieht noch nicht hinter dem Horizont auf. Die Machtaufgabe des kranken Fidel Castro ist eine auf Zeit. Und sollte sie von Dauer sein, dann darf man davon ausgehen, dass der Revolutionsführer für eine Kontinuität des Regimes gesorgt hat. Sein jüngerer Bruder Raul hält nun alle Macht in den Händen. Er ist längst nicht so charismatisch, und er ist radikaler. Die Castros werben für ihr Modell des Sozialismus als Antwort auf die Globalisierung und Amerikas dominanten Einfluss in der Welt. Sie gewinnen damit Zuhörer in Lateinamerika und bei den Zukurzgekommenen der Welt. Mitte September versammeln sich die Blockfreien Staaten in Kuba, um Gegenpositionen zu formulieren. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion war Kuba der Hauptsponsor abhanden gekommen. 80 Prozent seines Außenhandels waren weggebrochen. Nun sucht die Insel als Antipode des Kapitalismus eine Möglichkeit, neue Märkte zu erschließen und das Erbe der Revolution zu konservieren. Letzteres geht nur mit harter Hand.
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