Mindener Tageblatt: Kommentar zu Personalwechsel im Bundeskabinett / Von wegen Zuwarten
Geschrieben am 27-11-2009 |
Minden (ots) - Von Christoph Pepper Dieser Rücktritt war fällig, und so überraschte Franz-Josef Jungs Abgang gestern auch nur wegen des Tempos, mit dem er dann doch zustande kam. Ob die Angelegenheit für die Bundesregierung damit bereinigt ist, wird sich zeigen - Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg dürfte trotz der beherzten Entlassung von Generalinspekteur und Staatssekretär wohl noch weiteren personellen Aufräumbedarf im Ministerium ausmachen. Bislang hat man allerdings den Eindruck, dass der Amts-Neuling keineswegs gewillt ist, sich von Generalität und Ministerialverwaltung auf der Nase herumtanzen zu lassen. Energisch handelte auch Kanzlerin Angela Merkel. Mit der postwendenden Berufung Ursula von der Leyens ins soeben frei gewordene Arbeitsministerium installierte sie im Ressort mit dem größten Etat nicht nur eine enge politische Vertraute, sondern vor allem eines der Aushängeschilder ihres Politikverständnisses. Und die überraschende Neubesetzung des Familienministeriums mit der Wiesbadener Abgeordneten Kristina Köhler vermag aus der plötzlichen personalpolitischen Not sogar noch eine öffentlichkeitswirksame Tugend zu machen. Hier kommt eine weitere Frau ins Kabinett, dazu noch sehr jung und trotzdem durchaus schon als politisches Talent hervorgetreten, schließlich auch noch aus Jungs Landesverband Hessen. Damit ist sie vom Anforderungsprofil die Idealbesetzung, die zudem die gesellschaftliche Modernität des Kabinetts noch einmal zusätzlich profiliert. Ob sie der sich so unerwartet stellenden Herausforderung auch gewachsen ist, wird sie auf der oft umstrittenen, immer teuren Baustelle Familienpolitik schnell zu beweisen haben. Die Kanzlerin hat jedenfalls aus der unvermittelt heraufgezogenen Krise erst einmal das Beste gemacht. Und wieder einmal jene Lügen gestraft, die in ihr nur die große Zauderin erkennen wollen.
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