Das "doppelte Gesicht" der Gewalt

Stuttgart (ots) -

Gewalt hat viele Erscheinungsformen: Mobbing am Arbeitsplatz,
Stalking als eine Form privaten Terrors, häusliche Gewalt,
Körperverletzungen in Pflegebeziehungen - Gewalt lässt sich längst
nicht mehr auf Mord, Raub, Erpressung oder Vergewaltigung reduzieren.
Meldungen über Ehrenmorde und jugendliche Kriminaltäter tragen dazu
bei, dass das Thema "Gewalt" immer stärker in das Bewusstsein der
Bevölkerung rückt. Genau hier setzt das neue Sachbuch
"Gewaltkriminalität" (Richard Boorberg Verlag Stuttgart, 26,00 EUR,
ISBN 3-415-03705-3) von Michael Walter an.

"Gewaltkriminalität beeinflusst unser Leben, unsere Interessen,
unsere Phantasien und unsere Ängste", erklärt Walter, ein Mann vom
Fach: Als renommierter Kriminologe, Direktor des Instituts für
Kriminologie der Universität zu Köln und langjähriger Vorsitzender
des Landespräventionsrates NRW, weiß er, wovon er spricht.
"...einerseits faszinieren Kriegs- und Horrorfilme, andererseits
fördert der exzessive Konsum solcher Filme jedoch insbesondere
jugendliche Gewaltkriminalität", betont Walter.

Das, was wir als Gewalt empfinden, unterliegt einem stetigen
Wandel. Walter belegt dies mit Textauszügen, die vom Alten Testament
mit seinem "Auge-um-Auge-Prinzip" über Grimmelshausens
"Simplicissimus", der die Gräuel des Dreißigjährigen Kriegs in
brutaler Anschaulichkeit zeigt, bis hin zum Begriff der
"strukturellen Gewalt" bei Heinrich Böll, reichen. Kombiniert mit
jüngsten Erkenntnissen der Gewaltforschung entwickelt er eine
verblüffend neue Sicht auf ein altes Thema: "Nötig ist ein
dynamisches Verständnis von Gewalt", legt der Autor nahe, "lange
nicht jeder Gedanke wird auch umgesetzt, aus einer
"Gewaltbereitschaft" folgt nicht zwingend eine Gewalttat."

Hiervon ausgehend zeigt Walter die ganze Bandbreite an
Möglichkeiten, auf Gewalttaten zu reagieren, oder - noch besser - sie
vornherein zu verhindern. Dabei verdeutlicht er, dass nicht nur beim
Täter angesetzt werden muss, sondern auch "Tatgelegenheiten" oder ein
bestimmtes "Opferverhalten" eine große Rolle spielen können. Diese
Sichtweise ermöglicht auch neue Ansätze in der Behandlung von
Gewalttätern.

Originaltext: Richard Boorberg Verlag GmbH & Co. KG
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