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Kühlgerätehersteller für jährlich zusätzliche 5,9 Millionen Tonnen Klimagase verantwortlich

Geschrieben am 16-12-2009

Berlin (ots) - Klimaschädliche FCKW werden nicht ordnungsgemäß aus
alten Kühlschränken entnommen - Nur 35 Prozent statt der gesetzlich
vorgeschriebenen 90 Prozent der Klimaemissionen werden vermieden -
Ergebnis: Zusätzlich jährliche Emissionen von 5,9 Millionen Tonnen
CO2-Äquivalenten in Deutschland - DUH veröffentlicht die individuelle
Verantwortung der Geschäftsführer der fünf größten deutschen
Kühlgerätehersteller - Bosch-Siemens, Elektrolux, Whirlpool, Miele
und Liebherr entziehen sich ihrer Produktverantwortung für die
Entsorgung von Kühlgeräten - DUH kritisiert Nachhaltigkeitsengagement
der Kühlgerätehersteller als "verlogen"

Nach Berechnungen der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH) entweichen
in Deutschland jährlich Klimaemissionen in Höhe von 5,9 Millionen
Tonnen CO2-Äquivalenten durch ein nicht stattfindendes bzw.
schlechtes Recycling von Haushaltskühlgeräten. Grundlage für die
Berechnungen sind Angaben der Bundesländer. Hauptgrund für den
Klimakiller Kühlschrank sind Emissionen von
Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW), die bei der Entsorgung von
ausgedienten FCKW-haltigen Kühlgeräten nicht ordnungsgemäß
zurückgewonnen werden. Laut dem Elektroaltgerätegesetz sind die
Hersteller für die Verwertung der Kühlschränke verantwortlich - und
zwar je nach ihrem Marktanteil. "Während die Staatschefs in
Kopenhagen über die Eindämmung des Klimawandels verhandeln und sich
die deutsche Industrie als nachhaltig feiert, ruinieren die
Kühlschrankhersteller in Deutschland das Klima", kritisiert
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.

Geschäftsführer sind unternehmenspolitisch dafür verantwortlich,
was in ihrem Unternehmen und in der Verantwortlichkeit ihres
Unternehmens geschieht. Die DUH macht entsprechend die
Geschäftsführer und Unternehmensleiter der Kühlgerätehersteller
persönlich verantwortlich für die bei der Kühlgeräteentsorgung
entstandenen Klimaemissionen. Von der DUH auf Basis von
Brancheninformationen geschätzten Marktanteilen bei Kühlgeräten gehen
entsprechend jährlich rund 1,47 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente
direkt auf das Konto von Dr. Kurt-Ludwig Gutberlet, Geschäftsführer
des Marktführers BSH Bosch und Siemens Haushaltgeräte GmbH (ca. 25
Prozent Marktanteil). Klaus Wührl, Geschäftsführer der Electrolux
Hausgeräte Vertriebs GmbH (ca. 20 Prozent), ist entsprechend für 1,17
Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten verantwortlich. Werner Devinck,
Geschäftsführer der Bauknecht Hausgeräte GmbH (knapp 15 Prozent),
kommt auf 760.000 Tonnen CO2-Äquivalente, Dr. Markus Miele und Dr.
Reinhard Zinkann, Geschäftsführer der Miele & Cie. KG (ca. 10
Prozent), sind für 590.000 Tonnen CO2-Äquivalente verantwortlich und
Isolde und Willi Liebherr, Unternehmensleiter der
Liebherr-International Deutschland GmbH (ca. 7 Prozent), sind für
410.000 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr verantwortlich.

"Die Deutsche Umwelthilfe hat im Herbst erfolglos die
Geschäftsführer der Kühlgerätehersteller zu einem Gespräch über
diesen klimapolitischen Skandal eingeladen, was jedoch von allen auf
dieser Ebene verweigert wurde. Während beispielsweise in Österreich
90 Prozent der klimarelevanten F-Gase entnommen werden, sparen sich
die deutschen Hersteller hierzulande den Klimaschutz und belasten
dadurch unsere Umwelt jährlich fast mit dem doppelten, was das
Gebäudesanierungsprogramm der Bundesregierung an Einsparungspotential
erbringt", sagte Resch. Die DUH fordert Bundesumweltminister Norbert
Röttgen sowie die für den Nicht-Vollzug des ElektroG zuständigen
Bundesländer auf, endlich tätig zu werden und ein Kontrollsystem nach
österreichischem Beispiel einzuführen.

Die unterschiedlichen Treibhausgase FCKW wurden 1995 als
Kältemittel für den Einsatz in Kühlschränken verboten. Aufgrund der
langen Nutzungsdauer von Kühlschränken enthalten vier von fünf
Kühlgeräten, die in Deutschland entsorgt werden, immer noch ozon- und
klimaschädliche FCKW.

Von den jährlich rund 3,2 Millionen ausrangierten FCKW-haltigen
Kühlgeräten in Deutschland gelangen rund 1,1 Millionen nie in die
umweltgerechte Verwertung in Recyclingbetrieben. Der genaue Verbleib
dieser Geräte ist unklar. Nach den Erfahrungen der DUH liegt die
Vermutung nahe, dass ein Großteil davon illegal nach Afrika und
Richtung Osteuropa exportiert und entweder sofort oder zeitverzögert
ausgeschlachtet werden. Im Ergebnis bedeutet dies, dass das in diesen
Geräten enthaltene FCKW im Kühlkreislauf und in der Geräteisolierung
nicht abgesogen und umweltgerecht vernichtet wird. Die FCKW der
verschwundenen Kühlschränke und Gefriertruhen entspricht 2,9
Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten.

Rund 2,1 Millionen FCKW-haltige Kühlgeräte schaffen es in die
Recyclinganlagen - drei Viertel ohne Beschädigungen des
Kältekreislaufes. Dort ziehen die Verwerter im Durchschnitt aber nur
58 Prozent der FCKW aus dem Kältekreislauf und der Isolierung. Von
den erfassten und in den Recyclinganlagen behandelten Kühlgeräten
entweichen so weitere drei Millionen Tonnen CO2-Äquivalente in die
Atmosphäre.

Insgesamt gewinnen die Entsorger aus alten Kühlgeräten jährlich
nur FCKW entsprechend 3,1 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente zurück.
Das gesamte Klimapotenzial der jährlich in Deutschland zur Entsorgung
anfallenden Kühlgeräte beträgt aber neun Millionen Tonnen
CO2-Äquivalente. Das bedeutet - gerechnet in vermiedenen
CO2-Emissionen - eine Rückgewinnungsquote von 35 Prozent. Gesetzlich
vorgeschrieben ist eine FCKW-Rückgewinnung von mindestens 90 Prozent.
Verantwortlich für die ordnungsgemäße Entsorgung der Kühlgeräte sind
laut Elektrogesetz die Hersteller.

"Die Hersteller scheinen sehenden Auges den niedrigen
Entsorgungsstandard für Kühlgeräte zu akzeptieren", sagte Maria
Elander, Leiterin des Bereichs Kreislaufwirtschaft der Deutschen
Umwelthilfe e.V. (DUH) zu den jüngsten Erhebungen in der
FCKW-Entsorgung. "Die miserable Entsorgungsquote des Klimakillers
FCKW aus Kühlschränken steht im diametralen Gegensatz zu den
Verpflichtungen der Hersteller und zu ihren PR-Aktivitäten und
Nachhaltigkeitsberichten, in denen sich die Unternehmen durchweg als
umweltbewusst darstellen." Elander sieht ein "grundsätzliches
Glaubwürdigkeitsproblem der Hersteller" und fordert die
Kühlgerätehersteller zu einem "lückenlosen Mengenstromnachweis" der
FCKW bei der Kühlgeräteentsorgung auf.

In ihren Nachhaltigkeitsberichten brüsten sich die Hersteller mit
dem Umweltengagement ihrer Firmen. Marktführer BSH Bosch und Siemens
Hausgeräte GmbH wirbt damit, 2008 als "Deutschlands nachhaltigstes
Unternehmen" ausgezeichnet worden zu sein. Zitat aus dem
BSH-Nachhaltigkeitsbericht: "Besonders beeindrucken konnten wir die
Jury durch die Kontinuität, mit der wir umweltbewusstes und
verantwortungsvolles Handeln weltweit und über die gesamte
Wertschöpfungskette hinweg umsetzen." Die Liebherr Hausgeräte
Ochsenhausen GmbH "fühlt sich traditionell der Umwelt verpflichtet",
schreibt das Unternehmen auf seiner Homepage. Und weiter heißt es:
"Umweltschutz ist deshalb eine zentrale Aufgabe der
Unternehmensführung." Die Firma Miele & Cie. KG leistet sich
ebenfalls einen Nachhaltigkeitsbericht, in dem sie 2008 die
Entsorgung alter Kühlgeräte sogar besonders hervorhebt, ohne jedoch
die eigenen Entsorgungsmengen des Treibhausgases FCKW zu nennen.
Zitat: "Besonders wichtig ist die Verwertung ausgedienter Kühl- und
Gefriergeräte. Mindestens 90% des in älteren Kältegeräten noch
vorhandenen FCKW soll zurückgewonnen und umweltverträglich beseitigt
werden. Hierfür hat Miele seinen Entsorgungspartnern Behandlungs- und
Verwertungsziele vorgegeben. In Zukunft setzt Miele weiterhin
verstärkt auf Recycling, bevor alternative Verwertungsverfahren zum
Einsatz kommen."

Ein Hintergrundpapier um Thema FCKW und Kühlgeräteentsorgung sowie
eine detaillierte Übersicht der Kühlgerätehersteller und ihre Klima-
und Nachhaltigkeitsbemühungen finden Sie unter
http://www.duh.de/pressemitteilung.html?&tx_ttnews[tt_news]=2050.

Originaltext: Deutsche Umwelthilfe e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/22521
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_22521.rss2

Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer, Deutsche Umwelthilfe e.V.,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Mobil.: 0171 3649170, resch@duh.de

Maria Elander, Leiterin Kreislaufwirtschaft, DUH, Hackescher Markt 4,
10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-41, Fax: 030 2400867-19,
Mobil: 0160 5337376, elander@duh.de

Ulrike Fokken, Sprecherin Politik & Presse, DUH, Hackescher Markt 4,
10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-86, 0151 55017009, fokken@duh.de


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