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Börsen-Zeitung: Der Oppenheim-Skandal, Kommentar von Bernd Wittkowski zu den Missständen beim Bankhaus Sal. Oppenheim

Geschrieben am 21-12-2009

Frankfurt (ots) - Es war im Juli 2008, die Finanzkrise ging in ihr
zweites Jahr, da erzählten Matthias Graf von Krockow und Friedrich
Carl Janssen im Gespräch mit der Börsen-Zeitung ihren aktuellen
Lieblingswitz: "There are two sides of a banks balance sheet - the
left side and the right side. On the left side nothing is right, and
on the right side nothing is left." Sal. Oppenheim war nicht gemeint,
und so hatten die persönlich haftenden Gesellschafter richtig Spaß an
ihrem Wortspiel.

Eineinhalb Jahre später dürfte ihnen, die sich damals über die in
ihrer Branche herrschende Gier und Spielkasino-Mentalität aufregten
und eine Rückbesinnung auf die Tugenden des ehrbaren Kaufmanns
anmahnten, ebenso wie ihren Partnern Christopher Freiherr von
Oppenheim und Dieter Pfundt das Lachen im Halse stecken bleiben. Denn
ihre Bilanz ist es, auf deren linker Seite nichts in Ordnung ist und
in der rechts vom Eigenkapital wohl nicht allzu viel übrig wäre,
hätte nicht vor allem die Deutsche Bank den Gesellschaftern eine
Eigenmittelzuführung vorfinanziert.

Der Fall Oppenheim, das wird von Tag zu Tag deutlicher, ist ein
Skandal, wie er selbst in der deutschen Bankengeschichte, die ja nun
an zum Himmel stinkenden Vorkommnissen nicht gerade arm ist,
Seltenheitswert hat. Sal. Oppenheim, das war mal eine Bank der
Superlative, die größte Privatbankgruppe Europas, deren
Verantwortliche irgendwann selbst glaubten, alles, was sie anfassen,
werde zu Gold. Heute weiß man, dass Oppenheim tatsächlich eine Bank
der Superlative ist: Setzt man die Geldvernichtung in Relation zur
überschaubaren Größe des Instituts, dann gibt es in jüngerer Zeit
kaum eine andere Zockerbude, in der so schnell so viel Kapital
verjuxt wurde. Als hätte es nach missglückten Industriebeteiligungen,
verlorenen Zertifikatewetten, fehlgeschlagenen Kredit- und
Immobilienengagements oder der Lachnummer um den versuchten Verkauf
der Tochter BHF-Bank noch eines Beweises für das kolossale Versagen
bedurft, kommt nun zu allem Überfluss die Geschichte mit den dubiosen
Krediten an Organmitglieder hoch.

Menschlich können einem die Beteiligten und die betroffenen
Familien angesichts der Dimension dieser realen Tragödie, die sich
kein Dramatiker ausdenken könnte, inzwischen wirklich leidtun. Dass
die für die Misere Verantwortlichen als Banker abtreten müssen, ist
dagegen überfällig. Sie können in Zukunft als begnadete Witzeerzähler
auftreten.

(Börsen-Zeitung, 22.12.2009)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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