WAZ: Ein Urteil als Signal. Kommentar von Frank Stenglein
Geschrieben am 29-12-2009 |
Essen (ots) - Sie wollte leben wie es hier üblich ist: frei, selbstbestimmt und ohne den Machtanspruch einer rückständigen Kultur. Es war ihr nicht vergönnt. Gülsüm S., die junge Frau mit den strahlenden Augen und dem offenen Lachen, musste sterben, weil Vater und Bruder ihren Freiheitsdrang und Integrationswillen nicht ertrugen. Gefangen in einem Weltbild, in dem Männer herrschen und Frauen kuschen, mordeten sie lieber als zu dulden, dass Gülsüm in der neuen Heimat ankommt.
Vor Jahren noch gewährte mancher deutsche Richter solchen Tätern einen strafmindernden kulturellen Bonus, weil diese sich so verhielten wie es in ihren Ursprungsländern üblich sei. Das war nicht nur grotesk integrationsfeindlich, das kam einer teilweisen Anerkennung des "Ehrenmord"-Motivs gleich, ein Wort, das zwingend Anführungszeichen braucht.
Ehre und Mord schließen sich aus - immer. Das haben die Richter im Fall Gülsüm klar gestellt. Die Warnung an Machismo-Kulturen türkischer oder anderer Spielart kommt hoffentlich an. Und auch die Ermutigung an Migrantinnen, die sich oft viel freudiger integrieren als ihre Brüder oder Väter, denen eine verquere "Ehre" im Weg steht.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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