WAZ: Vor Dreikönig und Kreuth - Wenn CSU und FDP bellen. Leitartikel von Ulrich Reitz
Geschrieben am 04-01-2010 |
Essen (ots) - Nichts gegen Folklore. Volkstümliche Veranstaltungen wie der Karneval etwa stiften Identifikation, von Köln bliebe ohne das närrische Treiben kaum mehr als der Dom (immerhin!). Folklore gibt es auch in der Politik; und die steht nun unmittelbar bevor. Sie heißt dann Dreikönigstreffen und ist liberal, oder Kreuth und gehört der CSU.
Beide Veranstaltungen ließen sich als karnevalistisch abtun, nähmen es die Veranstalter damit nicht so bierernst. Für die FDP ist Dreikönig der prominenteste Platz zur liberalen Rückversicherung, für die CSU ist Kreuth der Ort der Emanzipation vom eigenen Trauma: als Bayernpartei in der Bundespolitik nichts zu zählen. In Kreuth wurde schon Parteigeschichte geschrieben, als vor 34 Jahren die Christsozialen unter Franz Josef Strauß laut ankündigten, die Fraktionsgemeinschaft mit der CDU aufzukündigen, um dies später leise zu vergessen. Politisch bedeutender war das Örtchen nie.
Beide Veranstaltungen folgen in diesem Jahr einer besonderen Dramaturgie. Die FDP ist nach zwölf Jahren wieder einmal Regierungspartei und auch die CSU will ihre Anhänger überzeugen, dass Schwarz-Gelb für Deutschland ein Fortschritt ist. Eben hier liegt das Problem. Und die Ursachen dafür muss man bei jenen suchen, die sich in den kommenden Tagen feiern wollen, am meisten bei den Liberalen.
Aber zunächst zur CSU. Der letzte Vorschlag dieser phantasiebegabten Partei lautete, die Position eines zweiten Vizekanzlers einzuführen. Einen Kandidaten gab es auch schon: den Baron Guttenberg. Wer sich in der CSU auskennt, wird darin sogleich den Versuch der innerparteilichen Gegner des Verteidigungsministers wittern, diesem maximal zu schaden. Die CSU ist seit jeher eine Partei, in der die gepflegte Intrige ihre Heimat hat. Leider findet sich die angestrebte Position in der Verfassung nicht. Nicht einmal ein netter Versuch also.
Die Liberalen reiten ihr Steckenpferd, die Steuersenkung. Allerdings haben sie kein Konzept, besonders keines dafür, woher das Geld dafür kommen soll. Parteichef Westerwelles Hinweis, dies sei partnerschaftlich vereinbart, zählt nur bedingt: Die Kanzlerin hat dem wohlfeilen Versprechen stets einen Finanzierungsvorbehalt hinterhergeschickt. Die ersten Freidemokraten trauern dem einzigen Finanzmann von Rang, Solms, hinterher. Der FDP geht es, seit sie Regierung ist, nicht mehr so gut, der CSU schon länger nicht. Dreikönig und Kreuth sollen das lautstark wegbluffen. Ein allzu plumper Vertuschungsversuch. Er wird scheitern.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion Telefon: 0201 / 804-6528 zentralredaktion@waz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
244824
weitere Artikel:
- Südwest Presse: Kommentar zum Thema Kinderbetreuung Ulm (ots) - Die Gemeinden sind, finanzpolitisch betrachtet, das schwächste Glied in der staatlichen Verwaltungskette. Sie hängen, von der extrem konjunkturabhängigen Gewerbesteuer einmal abgesehen, am Tropf von Bund und Ländern, die oft die Musik bestellen, die kostenmäßig zu Lasten der Kommunen geht. Insofern richtet sich der dramatische Hilferuf des Städte- und Gemeindebundes genau an diese beiden übergeordneten Adressaten. Es ist schon schlimm genug, wenn die Gemeinden in ihrer Geldnot dazu übergehen müssen, Gebühren zu erhöhen, Leistungen mehr...
- RNZ: Ehrlich? - Kommentar zu CSU/Türkei Heidelberg (ots) - Von Christian Altmeier Nach der kurzlebigen Debatte um einen Vizekanzlerposten für Verteidigungsminister zu Guttenberg ist die CSU weiter auf der Suche nach einem schlagkräftigen Thema, das vor der Klausur in Wildbad Kreuth von den eigenen Schwächen ablenken soll. Der umstrittene EU-Beitritt der Türkei ist in solchen Fällen stets eine dankbare Alternative - auch wenn der Vorstoß, die Verhandlungen mit Ankara zu beenden, keinerlei Aussichten auf Erfolg hat. Wenig überzeugend ist indes die Behauptung, man wolle die Gespräche mehr...
- Berliner Morgenpost: Auf dem Weg zum gläsernen Arbeitnehmer - Leitartikel Berlin (ots) - Seit Jahren schlummerte "Elena" im Dunkeln. Jetzt, da der niedlich verharmlosende Name ans Licht kommt, sorgt er für helle Aufregung. Zu Recht. Denn "Elena", der "Elektronische Entgeltnachweis", steckt voller Tücken. Wie so oft, wenn Ministerialbürokraten eine an sich gute Absicht in Paragrafen umsetzen, wird auch im Fall "Elena" weit über das Ziel hinausgeschossen. Seit Januar 2010 müssen Deutschlands rund 3,2 Millionen Arbeitgeber monatlich Datensätze über Einkommen und Beschäftigung ihrer etwa 40 Millionen Arbeitnehmer mehr...
- Kölner Stadt-Anzeiger: Terrorismus-Experte Steinberg warnt vor Gefahr für Europas Energieversorgung infolge eines Zerfalls des Jemen Köln (ots) - Der Terrorismusexperte der Stiftung Wissenschaft und Politik, Guido Steinberg, sieht durch einen Zerfall des Jemen auch die Schifffahrt durch das Rote Meer und die Ölversorgung Europas und der USA bedroht. "Der Jemen ist ein scheiternder Staat, der aufgrund seiner mannigfachen internen Probleme in zehn Jahren vielleicht nicht mehr in seiner heutigen Gestalt existieren wird", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstag-Ausgabe). "Es besteht die Gefahr, dass der Jemen zu einem zweiten Somalia wird. Dies wäre zum einen für mehr...
- Rheinische Post: Steinbachs Verzicht Düsseldorf (ots) - Ganz so gestrig kann die angebliche Hauptfeindin der Polen nicht sein. Die Vertriebenen-Präsidentin Erika Steinbach ist bereit, auf den ihrem Verband zustehenden Sitz im Beirat der Vertriebenen-Stiftung zu verzichten. Damit unterwirft sich die CDU-Politikerin einer Übung, die in ihren Reihen eher selten ist: Sie lenkt ein, um einen Konflikt nicht eskalieren zu lassen. Das verdient Anerkennung auch im Blick auf das nicht immer einfache Verhältnis zu Polen. Steinbach stellt damit das von ihr maßgeblich geförderte Vertriebenen-Zentrum mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|