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stern.de: Linken-Landesverbände Baden-Württemberg und NRW fordern Rücktritt von Bundesgeschäftsführer Bartsch

Geschrieben am 05-01-2010

Hamburg (ots) - In der Linkspartei tobt ein offener Machtkampf:
Die Landesverbände Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen (NRW)
haben in Schreiben an den Berliner Fraktionschef Gregor Gysi den
Rücktritt von Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch gefordert. Das
berichtet stern.de, die Online-Ausgabe des Hamburger Magazins stern.
Bartsch sagte demnach, er kenne die Briefe nicht. Zugleich lehnte er
persönliche Konsequenzen ab. "Ich trete nicht zurück. Punkt", sagte
er stern.de - fügte allerdings hinzu, er habe bislang keine
Entscheidung getroffen, ob und für welche Funktion er auf dem
Parteitag der Linken im Mai kandidieren werde.

In Anspielung auf einen "Spiegel-Artikel, der über eine angebliche
Affäre zwischen Oskar Lafontaine und seiner Parteigenossin Sahra
Wagenknecht berichtet, heißt es in dem Schreiben des
NRW-Landesverbands, es sei widerlich, wenn Privatangelegenheiten von
Genossen an die Presse weiter gegeben würden, egal ob wahr oder
unwahr. Entsetzt sei man gewesen, dass Bartsch auf die Erklärung
Lafontaines, dass er sich für einige Wochen wegen seiner
Krebserkrankung zurückziehe, unverzüglich eine Nachfolgedebatte
eröffnet habe. Wer auf diese Weise am Stuhl eines Genossen säge,
handle menschenverachtend und unsolidarisch.

Ebenso scharf geht die baden-württembergische Linkspartei mit
Bartsch ins Gericht. Ihr Sprecher Bernd Riexinger erklärt in seinem
Brief an Gysi, die von Bartsch zu verantwortenden Vorgänge in den
vergangenen Wochen seien ein grober Verstoß gegen die politischen
Spielregeln gewesen. Bartsch habe die Kampagne des "Spiegel" gegen
Lafontaine unterstützt, habe mutwillig Gerüchte über sein Privatleben
verbreitet, so dass jeglicher Anstand gegenüber dem Menschen
Lafontaine auf der Strecke geblieben sei. Bartsch, so die
Schlussfolgerung Riexingers, sei charakterlich mit einer
Führungsaufgabe überfordert.

Bartsch wehrte sich im Gespräch mit stern.de gegen die Vorwürfe.
Es sei ein "absurder Vorgang", wenn er bezichtigt werde, er habe dem
"Spiegel" Details aus Lafontaines Privatleben gesteckt. Er sprach
sich auch für eine erneute Kandidatur Lafontaines auf dem
Linken-Parteitag im Mai aus. "Selbstverständlich unterstütze ich das.
Wenn er kandidiert, wird er wieder gewählt." Dem Saarländer verdanke
die Partei ihre Wahlerfolge im Westen, "er war und ist ein Segen für
die Linke", so Bartsch. Es gäbe auch keinen Machtkampf zwischen ihm
und Lafontaine.

Dem Vernehmen nach will Lafontaine nicht noch einmal kandidieren,
sollte Bartsch weiter Geschäftsführer bleiben. Gregor Gysi soll sich
an diesem Donnerstag mit Lafontaine treffen, um eine Lösung zu
suchen. Müsste Bartsch gehen, soll der Posten des
Bundesgeschäftsführers wieder an einen Ostdeutschen fallen.

In dem Konflikt zwischen Bartsch und Lafontaine spiegeln sich die
unterschiedlichen Positionen der eher pragmatischen Ost-Linken und
der eher oppositionellen West-Linken. Die Partei ringt derzeit nicht
nur um ihre Führungsspitze, sondern auch um ein Parteiprogramm.
Bartsch werden Ambitionen auf den Parteivorsitz nachgesagt.

Originaltext: Gruner+Jahr, stern.de
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/21391
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_21391.rss2

Pressekontakt:
stern.de-Redakteur
Lutz Kinkel
Telefon 030-20224-241

Weitere Informationen finden Sie unter www.stern.de/bartsch

Diese Vorabmeldung ist mit Quellenangabe zur Veröffentlichung frei.


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