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Westdeutsche Zeitung: Europäische Kulturhauptstadt = Von Christoph Lumme

Geschrieben am 07-01-2010

Düsseldorf (ots) - Wenn morgen ein Schneesturm über das Land fegt,
könnte dieser die Konturen des Eröffnungsprogramms verwischen, mit
dem sich das Ruhrgebiet als Kulturhauptstadt Europas vorstellen
möchte. Verwischte Konturen: Das ist im übertragenen Sinne ein
zentrales Thema dieses Ballungsraums.
Kann eine Kulturhauptstadt funktionieren, die aus 53 miteinander
konkurrierenden Städten und Gemeinden besteht? Die von den
Bezirksregierungen Arnsberg, Münster und Düsseldorf ferngelenkt wird?
Die ihren Pulsschlag aus Stahl in den vergangenen Jahrzehnten
verloren hat und seitdem in einem nicht enden wollenden Prozess der
Umstrukturierung nach ihrer neuen Identität sucht?
Es ist nicht einfach, das Wesen des Reviers zu erfassen, und so wirkt
die Tatsache noch immer überraschend, dass nicht Berlin über die
dichteste Kulturlandschaft Deutschlands verfügt, sondern dieser
diffuse Großraum, von dem manche Bayern behaupten, er beginne in
Trier und ende irgendwo in Norddeutschland. Aber gerade weil es
unmöglich erscheint, das Ruhrgebiet in kurze Definitionen zu pressen,
ist es so lohnend, sich mit Neugier auf die europäische
Kulturhauptstadt Ruhr einzulassen. Im Laufe des Jahres werden deren
Veranstalter verblüffende Entdeckungsreisen anbieten, nicht nur durch
die renommierten Schauspielhäuser, Opern und Museen der Region,
sondern auch durch viele faszinierende Kapitel europäischer
Geschichte.
An keinem anderen Ort des Kontinents trafen in den vergangenen 150
Jahren mehr Immi-granten aus europäischen Ländern aufeinander; an
keinem anderen Ort kondensierte sich das industrielle Zeitalter
stärker als im urbanen Koloss zwischen Duisburg und Dortmund. Und
kein anderer Ort entwickelt sich im 21. Jahrhundert so sehr zum
städtischen Experimentierfeld wie das Ruhrgebiet, das früher und
drastischer als andere Ballungsräume mit den Folgen des
demografischen Wandels konfrontiert wird.
Das Kulturhauptstadt-Projekt ist die einmalige Chance, die nach
London und Paris drittgrößte Metropolregion Europas als
vielschichtigen urbanen Kosmos zu erfassen - am Ende des Jahres
werden mehr Europäer eine Vorstellung von seinen Konturen haben.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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