LVZ: Leipziger Volkszeitung zum Gesundheitsstreit
Geschrieben am 07-08-2006 |
Leipzig (ots) - Aus schlechten Erfahrungen wird man schlau. Das dachte sich jetzt auch CSU-Gesundheitsmann Wolfgang Zöller und verlangt ultimativ den finanziellen Offenbarungseid der Kassen. Ulla Schmidts bessere politische Hälfte von der Union will schließlich nicht wie einst Vorgänger Horst Seehofer als begossener Pudel dastehen. Denn schon einmal wurde bei einer Jahrhundertreform eine Beitragssenkung versprochen. Das Ende ist bekannt: Der ehrliche Patient zahlt brav die Praxisgebühr - und natürlich weiter seinen hohen Kassenbeitrag.
Der Trick mit den Schulden soll nicht noch einmal das Reform-Happy-End verderben. Die ungeschönten roten Zahlen gehören auf den Tisch. Nicht ohne Grund gehen die Angaben über das wahre Soll und Haben der Kassen weit auseinander. Denn liegen erst mal alle Karten offen, wird der Spielraum beim Beitragspoker enger. Der plötzliche politische Druck kommt allerdings nicht von ungefähr. Man will in Berlin ohne böse Überraschungen in den Gesundheitsfonds starten. Denn gerade bei diesem Reform-Phantom wollen die Sorgenfalten nicht weichen, ob allen Beschwichtigungen zum Trotz nicht doch eine neue Mammutbehörde mit einer weiter aufgeblähten Verwaltung droht.
An einer anderen Front kämpft derweil die nimmermüde Gesundheitsministerin. In Woche sieben des Ärztestreiks in den Kommunalkliniken nimmt sie sich die Fachärzte zur Brust. Schluss mit den unhaltbaren Wartelisten, Kassenpatienten müssen genauso schnell Behandlungstermine bekommen wie lukrative Privatpatienten - so verpasste Ulla Schmidt den niedergelassenen Medizinern den Einlauf. Fast scheint es, als ob den leidgeprüften Patienten nach vielen Horrormeldungen eine Woche der guten Nachrichten bevorsteht. Aber Vorsicht: Über der fürsorglichen Ministerin schwebt der Scheinheiligenschein. Denn leider hat die rheinische Frohnatur im Dauerreformstress Ursache und Wirkung verwechselt. Niemand anders als die rot-grüne Bundesregierung hat mit der unsinnigen Verschärfung der Budgetierung in der ambulanten Versorgung erst die Grundlage für eine Zwei-Klassen-Medizin geschaffen. Manche Praxis müsste weit vor Ende des Quartals schließen, weil das ihr zugeteilte Behandlungsgeld längst aufgebraucht ist. Wer will es den Medizinern verdenken, wenn Privatpatienten dank des höheren Abrechnungsfaktors hochwillkommen sind.
Und so bleibt die berechtigte Skepsis, ob all die guten Ideen und Planspiele tatsächlich zur Genesung des Gesundheitssystems beitragen. Statt endlich die private Vorsorge zu stärken und so das Gesundheitsbewusstsein jedes Einzelnen zu fördern, wollen die Reformer vom Prinzip der Vollkasko-Versorgung für jedermann nicht lassen. So aber ist ein echter Durchbruch auf der überstrapazierten Ausgabenseite nicht zu schaffen. Deshalb sollten besonders beim Versprechen von sinkenden Kassenbeiträgen die Alarmglocken läuten. Denn auch der Bürger weiß: Aus schlechten Erfahrungen wird man schlau.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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