Börsen-Zeitung: Gerüchte und Dementis, Kommentar zu Griechenlands Finanznöten von Jürgen Schaaf
Geschrieben am 27-01-2010 |
Frankfurt (ots) - "Das schlägt dem Fass doch den Boden aus." Dieser Gedanke geht einem durch den Kopf, wenn man hört, dass Goldman Sachs in griechischem Auftrag China Staatsanleihen im Wert von bis zu 25 Mrd. Euro andrehen will. Bloß: Dieses Fass hat ganz offensichtlich gar keinen Boden mehr!
Zwar hat das griechische Finanzministerium flugs die Nachricht dementiert, die US-amerikanische Bank würde einen derartigen Deal einfädeln. Dieses Gerücht geisterte durch die Finanzgazetten. Die hellenische Fiskalpolitik der vergangenen Dekade ist aber eine einzige große Lüge, sodass das Land jedweden Kredit verloren hat, zumindest wenn es um seine Glaubwürdigkeit geht.
Mit Tricksereien und gefälschten Statistiken hat Athen sich nicht nur in die Eurozone gemogelt, sondern seither auch fast ausnahmslos die Vorgaben des Maastricht-Vertrags gebrochen. Wieso sollte man dem Dementi daher mehr Glauben schenken als dem Gerücht? Dass Griechenland an den Kapitalmärkten noch - wenn auch zu verschärften Konditionen - Mittel aufnehmen kann, liegt allein an seiner Zugehörigkeit zur Eurozone. Diese wird aber durch das Verhalten Athens zunehmend unterminiert.
Wenn China tatsächlich in die Bresche springt, um die akuten Finanznöte der Hellenen zu überbrücken, wäre das ein weiterer Schlag ins Gesicht der politischen Führung Europas. Denn das hieße nichts anderes, als dass sich Athen dem Druck zur Konsolidierung, den Brüssel auszuüben versucht, weitgehend entziehen kann, indem es sich mit einem Finanzinvestor arrangiert, der ganz eigene politische Interessen verfolgt, und das Verlustrisiko tragen kann. Die Signale in Richtung Portugal, Spanien oder Italien, wo ähnliche Probleme drohen, wären fatal: Anstatt den steinigen Weg der Konsolidierung zu gehen, wird sich einfach mit politischen Investoren eingelassen.
Dabei ändert sich an der griechischen Finanzmisere letztlich nichts, wenn sich China im Kreis der Gläubiger breitmacht. Die Kreditbedingungen für Athen entspannen sich nur vorübergehend. Wenn der Schuldenberg nicht effektiv abgebaut wird, treten die Engpässe an den Kapitalmärkten bald wieder auf. Und die Währungsunion kommt nicht daran vorbei, sich die Frage zu stellen, wie man in einem Stabilitätsbündnis mit einem Land umgeht, das nicht nur falsch spielt, sondern auch noch pleite ist.
Originaltext: Börsen-Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
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