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Über eine halbe Million unnötiger Klinikaufenthalte - TK startet ambulantes Netzwerk für psychisch Kranke

Geschrieben am 28-01-2010

Hamburg (ots) - Fast 1,1 Millionen Krankenhausaufenthalte
verzeichnete die Techniker Krankenkasse (TK) 2009 insgesamt, in über
50.000 Fällen handelte es sich dabei um Patienten mit Depressionen,
Schizophrenien oder Persönlichkeitsstörungen. Rechnet man die
TK-Daten auf die Gesamtbevölkerung hoch, ergeben sich bundesweit über
eine halbe Million stationäre Aufenthalte aufgrund dieser psychischen
Diagnosen - Klinikaufenthalte, die sich vermeiden ließen, wenn die
Patienten angemessen ambulant betreut würden. Obwohl diese Meinung
mehrheitlich von Medizinern, Patienten, Angehörigen und Krankenkassen
geteilt wird, mangelt es hierzulande noch immer an Angeboten, die den
Bedürfnissen psychisch Kranker gerecht werden und ihnen ein Leben
jenseits der stationären Psychiatrie ermöglichen.

Die TK stellte heute in Berlin das NetzWerk Psychische Gesundheit
(NWpG) vor, bei dem sich erstmals sozial- und gemeindepsychiatrische,
ambulante und stationäre Anbieter integriert um die Patienten
kümmern. Ziel des neuen Konzepts ist, die Patienten so weit zu
unterstützen, dass sie trotz ihrer Erkrankung im gewohnten
familiären, beruflichen und sozialen Umfeld bleiben können - ambulant
statt stationär. Im Mittelpunkt des neuen Konzepts stehen dabei die
aufsuchende Betreuung zu Hause (home treatment) sowie Rückzugsräume,
die die Patienten bei Bedarf nutzen können.

"Diese so genannten Krisenpensionen bieten den Patienten jederzeit
eine Rückzugsmöglichkeit, ohne dass sie ihr gewohntes Lebensumfeld
für längere Zeit verlassen müssen. In diesen Wohngemeinschaften steht
ihnen jederzeit professionelle Hilfe zur Verfügung", erläuterte
Professor Dr. Norbert Klusen, Vorsitzender des TK-Vorstandes das neue
Konzept.

Auch von Seiten der Patienten wurde das neue Angebot positiv
aufgenommen: "Ein Projekt mit home treatment und Krisenpension hätte
meine Klinikaufenthalte wahrscheinlich überflüssig gemacht", ist sich
Anne Hoffmann sicher. "In jedem Fall wäre es wesentlich leichter
geworden, einen Umgang mit meiner Erkrankung zu finden. In der Klinik
war ich in der totalen Überversorgung, die mich zusätzlich geschwächt
und unselbstständig gemacht hat. Die ambulante Versorgung erlebte ich
im Gegensatz dazu als unzureichend und überfordernd. Beides ging so
an meinem Bedarf vorbei. Ein Projekt wie dieses Netzwerk, das sich am
Bedarf orientiert, hätte ich mir gewünscht."

Neben den Krisenpensionen können die Patienten
sozialpsychiatrische Hilfe, so genanntes "home treatment", in
Anspruch nehmen. Die Angehörigen bewerten das neue
Versorgungsangebot, das auf die individuellen Bedürfnisse der
Patienten und ihrer Familien ausgerichtet ist, als einen großen
Fortschritt: "Das ist ein echter Paradigmenwechsel. Besonders die
aufsuchenden Hilfen können Patienten und Familien entlasten und
kritische Situationen innerhalb der Familien vermeiden. Eine
ambulante Begleitung, die die Selbstverantwortung der Patienten
stärkt, ist für alle Beteiligten von großem Nutzen", erklärte
Marianne Schumacher vom Landesverband der Angehörigen psychisch
Kranker (ApK) in Berlin.

Professor Dr. Dr. Klaus Dörner, Professor für Sozialpsychiatrie,
zu dem neuen Konzept: "Ausgenommen einiger schwerer Psychosen gibt es
kaum eine wirkliche Indikation, die eine stationäre Behandlung
erfordert. Ein solches ambulantes Netzwerk schafft nach 30 Jahren
erstmals Anreize, um die Kluft zwischen dem ambulanten und
stationären Bereich, zwischen medizinischen und sozialen Profis,
vielleicht auch zwischen Professionellen und Bürgerhelfern zum Nutzen
des Patienten zu schließen."

Das NetzWerk Psychische Gesundheit ist in Berlin bereits
gestartet, in diesem Quartal kommen zudem München, Augsburg und
Bremen hinzu, im weiteren Verlauf des Jahres Lübeck, Kiel, Göttingen,
Nord-Niedersachsen (Hemmoor) und Nürnberg. In Vorbereitung sind
weitere Regionen wie Hamburg, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz,
Hessen und Nordrhein-Westfalen.

Hinweis für die Redaktionen:

Weitere Informationen zu dem Projekt sowie weitere Informationen
rund um das Thema psychische Gesundheit enthält die Februar-Ausgabe
des TK-Medienservice der unter www.presse.tk-online.de zum Download
steht.

Originaltext: TK Techniker Krankenkasse
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6910
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6910.rss2

Pressekontakt:
TK-Pressestelle
Michaela Hombrecher
Tel.: 040 - 6909 -2223, Fax 040 - 6909 - 1353
E-Mail: michaela.hombrecher@tk-online.de


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