Mindener Tageblatt: Kommentar zu Union/Atompolitik/Schwarz-Grüne / Kurskorrekturen
Geschrieben am 14-02-2010 |
Minden (ots) - Von Christoph Pepper Deutet man die Zeichen richtig, vollzieht sich in der Union soeben eine Kurskorrektur in der Atompolitik. Das geht, wie stets in solchen Fällen, nicht ohne inneren Zwist ab. In diesem Fall zusätzlich noch mit dem liberalen Koalitionspartner. Galionsfigur der vorsichtigen, aber unübersehbaren Neuausrichtung ist der junge Bundesumweltminister Röttgen, der mit seinen Plänen zur möglichst schnellen Ablösung der Atomenergie durch ökologische Alternativen den Zorn des konservativen Pro-Atom-Blocks ebenso wie der liberalen Wirtschaftspolitiker auf sich zieht. Dass er nicht ohne Rückendeckung seiner Kanzlerin und Parteivorsitzenden unterwegs ist, hat sie inzwischen allerdings deutlich demonstriert. Dafür hat sie ganz sicher nicht nur energiepolitische Gründe. Die klare Bevölkerungsmehrheit gegen eine dauerhafte Nutzung der Kernenergie dürfte in ihrem Kalkül vielmehr ebenso eine Rolle spielen wie die koalitionspolitischen Perspektiven, die sich aus einer Annäherung in dieser einst so ideologiebehafteten Frage an die Grünen ergeben. Angela Merkels Strategie ist klar: die Union muss im Prinzip mit allen um die Mitte herum gruppierten Parteien koalieren können. Der Weg zu Schwarz-Grün jedoch ist zweifellos noch weit. Im schwarz-grün regierten Hamburg kann man anhand des Schulstreits gerade beobachten, wie die Union allzu viel Kompromissbereitschaft mit massivem Liebesentzug in ihrer eigenen Kernwählerschaft bezahlt. Gleiches haben die Grünen in ihren angestammten Milieus befürchten. Dennoch ist das Wagnis für beide Seiten machtpolitisch grundsätzlich lohnend - für die demokratische Praxis sicherlich auch. Ob Nordrhein-Westfalen tatsächlich die Probe aufs Exempel werden könnte, darf aber noch bezweifelt werden. Hier dient das beidseitige Geschäkere zur Zeit wohl eher der Einschüchterung der Wunsch-Koalitionspartner, auch auf Bundesebene. Noch sind die Gräben tief. Unüberwindbar aber sind sie nicht mehr.
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Pressekontakt: Mindener Tageblatt Christoph Pepper Telefon: (0571) 882-/-248 chp@mt-online.de
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