Neues Deutschland: zur S-Bahn in Berlin
Geschrieben am 23-02-2010 |
Berlin (ots) - Das Zeugnis ist nicht gerade schmeichelhaft, das der Bahn gestern von den Ermittlern in Sachen Berliner S-Bahn-Chaos ausgestellt wurde, aber alles in allem kommt das Unternehmen noch gut weg bei der Fehlersuche. »Technisch-konstruktive Mängel« an den neuen S-Bahnen werden als Ursache der Krise ausgemacht, verstärkt durch »erhebliche Fehler« des Managements. Wohlgemerkt des S-Bahn-Managements, denn dem DB-Konzern wollen oder können die Ermittler keine Mitverantwortung zumessen. Der sei über die Organisationsmängel bei seiner Tochter »nicht informiert« gewesen. So einfach ist das. Vor allem aber folgt der Bericht der Bahn-Argumentation, dass von einem Kaputtsparen der S-Bahn keine Rede sein könne. Bei dem Projekt »Optimierung S-Bahnen« (OSB) habe es sich um kein Spar-, sondern ein Einnahmesteigerungsprogramm gehandelt. Mit dem Ergebnis, dass die Gewinne, die die S-Bahn an den Konzern abführte, binnen drei Jahren von neun auf 56 Millionen Euro kletterten. In diesem Jahr sollten 125 Millionen abgeliefert werden, woraus nun nichts wird. Unter anderem, weil die Werkstätten, die wegen OSB geschlossen wurden, reaktiviert, Mitarbeiter wieder eingestellt werden mussten. Die Bahn hat heute eine Chance verpasst, als vertrauensbildende Maßnahme sich von diesen Renditeerwartungen offiziell zu verabschieden. So aber bedeutet der Ermittlungsbericht eine Freifahrt für den nächsten Börsengang.
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