Neues Deutschland: Sexueller Missbrauch in der Katholischen Kirche
Geschrieben am 07-03-2010 |
Berlin (ots) - Man kann es drehen und wenden: Der sich immer weiter dimensionierende Skandal um die Peinigung von Kindern und Jugendlichen ist in erster Linie ein Skandal der katholischen Kirche. Das in ihren Einrichtungen über Jahre und Jahrzehnte geduldete und jetzt Stück für Stück an die Öffentlichkeit gelangende Gemenge von sexueller und »züchtigender« Gewalt, repressivem Drill und erniedrigender Willkür hat System. Nicht nur in Irland oder den USA. Auch hierzulande. Ob und in welchem Maße für dieses System das System Kirche Mitschuld trägt, ist eine Frage, die sich immer drängender stellt. Doch sie wird weiter verdrängt. Von den Funktionären der katholischen Kirche. Was nicht überrascht. Desgleichen von den Amtsträgern des Staates. Was leider auch nicht überrascht. Ist doch der deutsche Staat in einer Weise an die beiden Großkirchen gefesselt, dass deren Beschädigung auf ihn selbst zurückfallen muss. Allein der bei jeder Gelegenheit nicht nur von konservativen Politikern reproduzierte Ruf nach den Kirchen als wichtigsten Wertewahrern verhindert neutrales Agieren. Was weit schwerer wiegt: Die Kirchen sind de facto unantastbar. Ein weltweit beispielloses Netz von Staatskirchenverträgen schreibt deren Privilegien fest - für immer. Denn diese Verträge sind weder befristet noch kündbar. Die beflissenen Warnungen von Politikern, die katholische Kirche an den Pranger zu stellen, sind also durchaus am Platz. Es würde ohnehin folgenlos bleiben.
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