Helmut Kohls einstige Gegner zeigen sich versöhnlich Aust, Schmidt, Gorbatschow am 22.3. im Ersten über den Altkanzler
Geschrieben am 16-03-2010 |
Mainz (ots) - Unmittelbar vor dem 80. Geburtstag des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl würdigen Wegbegleiter - Freunde und Gegner - die Leistungen des umstrittenen Politikers in der ARD-Dokumentation "Der Kämpfer - Helmut Kohl im Rückblick", die das Erste am 22. März um 21.00 Uhr ausstrahlt.
Altkanzler Helmut Schmidt (SPD) lobt Kohls Politik der deutschen Wiedervereinigung. Er sagt wörtlich: "'89. Das war eine Glanzleistung." Zwar habe Kohl gerade bei der wirtschaftlichen Wiedervereinigung schwere Fehler begangen, aber unter dem Strich sei die Bilanz hinsichtlich der deutschen Einheit beachtlich. Schmidt wörtlich: "Da sind eben auch Fehler vorgekommen. Das ändert aber nichts daran, dass die Gesamtleistung ein positives Prädikat verdient." Schmidts negatives Bild von Helmut Kohl habe sich bereits ein Jahr nach dessen Amtsübernahme geändert. Kohl setzte gegen den massiven Druck aus der Öffentlichkeit den NATO-Doppelbeschluss durch, den sein Vorgänger initiiert hatte. Dazu Schmidt wörtlich: "Er hat festgehalten an diesem Doppelbeschluss, an dem er selber gar nicht beteiligt gewesen war. Das war nicht ganz selbstverständlich. Das war eine Leistung. Das heißt, da fängt eine andere Bewertung Helmut Kohls durch den abgesägten Bundeskanzler Schmidt an."
Auch der ehemalige Chefredakteur des "Spiegels", Stefan Aust, würdigt die Verdienste Kohls. Aust wörtlich: "Helmut Kohl hat erkannt, an der richtigen Stelle das Richtige zu tun. Und er hat diesen historischen Moment wirklich ausgenutzt, um die Wiedervereinigung ganz wesentlich herbeizuführen. Das ist sein großes Verdienst." Er wünsche sich, dass das, was Helmut Kohl "wirklich für dieses Land geleistet hat, ihm stärker zugeschrieben wird, als es ihm heute zugeschrieben wird." "Der Spiegel" habe sich in den 80er und 90er Jahren kampagnenartig an Helmut Kohl "abgearbeitet". Aust wörtlich: "Wenn ich das jetzt rückblickend betrachte, da hat man manchmal auch die Realität ein bisschen aus dem Blick verloren und man hat sich fast nur noch als Kampfinstrument gesehen. Das ist manchmal wirklich ein bisschen aus dem Ruder gelaufen."
Der damalige sowjetische Regierungschef Michail S. Gorbatschow erklärt erstmals in einer TV-Doku die Entwicklung seiner persönlichen Beziehung zu Helmut Kohl. Am Anfang seien sie keineswegs Freunde gewesen. Wörtlich sagt Gorbatschow dem ARD-Team: "Manche meinen, Kohl und Gorbatschow hätten sich von Anfang an verbrüdert und wären gute Freunde gewesen. Nein, das war ein sehr langer Prozess ... Ich sagte damals: Was wir von Ihnen [Kohl] hören, ist das, was Washington sagt ins Deutsche übersetzt. Haben Sie auch eine eigene Meinung?" Einen Tiefpunkt erreichte die Beziehung als Helmut Kohl 1986 den Sowjetführer in die Nähe des NS-Propagandaministers Goebbels rückte. Erst im Oktober 1988 haben sich beide Staatsmänner persönlich kennen und schätzen gelernt. Dazu Gorbatschow wörtlich: "Helmut Kohl kam sehr gut vorbereitet, um über alle möglichen Themen zu sprechen. Aber er hat mir auch seine Seele geöffnet. Er zeigte mir, dass auch die Deutschen eine Seele haben, nicht nur die Russen. Er hat mir gut gefallen."
Auch ehemalige innerparteiliche Kritiker äußern sich in der ARD-Dokumentation versöhnlich. Sie würdigen Kohls politische Lebensleistung als Kanzler der deutschen Einheit, bedauern aber, dass noch immer persönliche Konflikte mit manchen Parteifreunden nicht beigelegt worden seien. Die frühere Bundesgesundheitsministerin Rita Süssmuth (CDU) sagt: "Ich wünsche mir am meisten, dass er mit seinen damaligen Kritikern das Gespräch sucht." Lothar Späth (CDU), ehemaliger Ministerpräsident Baden-Württembergs, fordert Helmut Kohl zur Versöhnung mit seinen einstigen Gegnern auf. Späth sagt: "Ich wünsche ihm, dass er noch ein bisschen milder wird im Alter." Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, der seine Beziehung zu Helmut Kohl seit der Parteispendenaffäre für "beendet" erklärt, sagt: "Ich wünsche, dass er in seinem Lebensalter seinen Frieden bewahrt. Ich hoffe, er hat ihn längst gefunden, und ich hoffe, dass er ihn bewahrt."
Die Fernseh-Dokumentation "Der Kämpfer - Helmut Kohl im Rückblick" wird am 22. März 2010, 21.00-21.45 Uhr im Ersten ausgestrahlt.
Akkreditierte Journalisten können die Dokumentation vorab im Vorführraum des SWR-Presseportals ansehen (www.swr.de/presse). Fotos finden Sie unter www.ARD-Foto.de.
Originaltext: SWR - Das Erste Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/75892 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_75892.rss2
Pressekontakt: Heike Rossel, Tel.: 06131/929-3273, heike.rossel@swr.de.
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