Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur US-Gesundheitsreform
Geschrieben am 22-03-2010 |
Bielefeld (ots) - Und er kann es doch: Barack Obama hat die Gesundheitsreform in den USA durchs Ziel gebracht. »Nach fast 100 Jahren Gerede und Enttäuschung, nach jahrzehntelangen Versuchen und einem Jahr andauernder Bemühungen und Beratungen im Kongress« feierte sich der amerikanische Präsident in den Nacht zum Montag selbst. Das durfte er auch. Denn er hat geschafft, was weder Präsident Woodrow Wilson vor dem Ersten Weltkrieg noch Harry S. Truman nach dem Zweiten und auch nicht Bill Clinton gelang: die finanzielle Absicherung fast aller Bürger im Krankheitsfall. »So sieht der Wandel aus«, triumphierte Obama nach der Abstimmung im Repräsentantenhaus und surfte wieder auf jener selbst ausgelösten Welle, die ihn 2008 ins Amt trug. Unabhängig von der Person Obama hat die US-Politik endlich einen schlicht unmoralischen Zustand beendet: Die Diagnose einer tödlichen Krankheit ist nicht länger Todesurteil für Arme. Und: Die unerträgliche Praxis der Versicherungen, Menschen den Vertrag zu kündigen, wenn es teuer wird, ist ebenso abgeschafft wie die Möglichkeit, Menschen die Versicherung zu verweigern, nur weil sie eine Vorerkrankung haben. Präsident Obama hat Geschichte geschrieben, die Story seines Erfolges ist aber noch nicht abgeschlossen. Wer soll die 940 Milliarden Dollar teure Reform bezahlen?, skandieren die Republikaner. Kann sich Amerika dies leisten, gerade jetzt? So lautet die rein rhetorische Frage, mit der bei den Wahlen zum Kongress im Spätherbst den Demokraten die Mehrheit streitig gemacht werden soll. Obamas Gegenrede, die Reform bezahle sich von selbst, ja sie spare sogar Geld, dürfte bis dahin als typische Polit-Folklore widerlegt sein. Bei den Ausführungsbestimmungen und weiteren Korrekturzusätzen werden Opposition und Lobby alles daransetzen, Obamas Gesetz weiter zu verwässern. Das müsste nicht sein, wenn es gelungen wäre, die Opposition bei dieser Entscheidung von nationaler und historischer Bedeutung mit ins Boot zu holen. Außerdem: Auch künftig wird der Präsident der Gesundheitsreform weiter Arbeitszeit und Aufmerksamkeit in einem Maße widmen müssen, dass die vielen anderen Baustellen auch künftig vernachlässigt bleiben. Gäbe es in der Politik die Kategorie Dankbarkeit, müssten sich weder Obama noch die ihn stützenden Demokraten fürchten. Streng genommen sollten ihnen ausnahmslos alle Wählerstimmen der endlich krankenversicherten 32 Millionen US-Bürger bei künftigen Wahlen sicher sein. Aber so einfach ist die Sache nicht, zumal auch Kinder Profiteure der Reform sind. Unvorstellbar: einzelne »freie US-Bürger« werden demnächst sogar mit Strafgeldern und Haft gezwungen werden müssen, dass sie in den Genuss gesetzlicher Absicherung kommen. Amerika ist anders, aber nach dem Kongressentscheid zählt allein: Obama hat gewagt und gewonnen.
Originaltext: Westfalen-Blatt Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2
Pressekontakt: Westfalen-Blatt Nachrichtenleiter Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
258558
weitere Artikel:
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Steuerkurs der FDP Bielefeld (ots) - Noch ist es kaum mehr als Geflüster auf den Parlamentsfluren, doch scheint sich tatsächlich ein Neustart der schwarz-gelben Koalition anzubahnen. Die FDP sei bereit, die von ihr so vehement geforderte Steuersenkung in zwei Stufen zu vollziehen, wird Parteichef Guido Westerwelle von Insidern zitiert. Was noch in der vergangenen Woche von allen Beteiligten nachdrücklich zurückgewiesen wurde, scheint sich damit zu bestätigen: Die Koalitionsrunde im Kanzleramt hat sich am Sonntagabend offenbar doch mit Grundsatzfragen beschäftigt mehr...
- Südwest Presse: Kommentar zum Thema Bankenabgabe Ulm (ots) - Erstaunlich gelassen haben die privaten Banken auf den Beschluss der schwarz-gelben Regierungskoalition reagiert, sie über eine Milliarden-Abgabe zur Kasse zu bitten. Das zeigt ihr schlechtes Gewissen: Ohne den Staat gäbe es sie nicht mehr. Nur dessen gewaltige Garantien und teilweise auch Eigenkapital haben Ende 2008 einen Zusammenbruch des gesamten Bankenwesens verhindert. Der Dank der meisten Bankmanager dafür an die Steuerzahler war eher bescheiden, vorsichtig ausgedrückt. Von wegen Einsicht in Fehler. Viele zocken schon mehr...
- WAZ: Warnsignal Bröckel-Brücke. Kommentar von Dietmar Seher Essen (ots) - Amerikaner bewundern Deutschlands reibungslose Stromversorgung. Zwischen Rainwood Forrest und New York Island bringt jeder zweite Hurrikan den Blackout. Engländer lieben den ICE. Wo auf der Insel des Lokomotiv-Erfinders Stephenson könnten sie mit Tempo 300 bahnreisen? Niederländer mögen die glatte Fahrt auf deutschen Autobahnen. Zuhause hindert sie das Tempolimit. Deutschlands Verkehrs- und Versorgungsadern sind weltweit bewunderte Vorbilder. Noch, heißt die brutale Einschränkung. Denn wir lassen sie verrotten. Wir sind mehr...
- WAZ: Gesundheitsreform in den USA - Obamas Mut wird belohnt. Leitartikel von Joachim Rogge Essen (ots) - Yes, er kann es doch. Der Mut zum Risiko hat sich für US-Präsident Barack Obama ausgezahlt. Fast schon abgeschrieben und als charismatischer Festredner im zynischen Washington belächelt, hat sich Obama gegen alle Widerstände bis in die eigenen Reihen hinein durchgesetzt. Mit knapper Mehrheit, aber immerhin, hat er mit einer gehörigen Portion Machtbewusstsein seine Gesundheitsreform durch den Kongress gedrückt. Dass ihm dies tatsächlich gelingen kann, hatte noch vor Monatsfrist kaum jemand mehr erwartet. Nach 14 mehr oder mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Benzinpreisen Halle (ots) - Köhlers Anregung, dafür die Benzinpreise anzuheben, greift jedoch zu kurz. Das Auto ist nicht nur vielen Deutschen liebstes Kind, sondern ökonomische Grundlage für zahlreiche Arbeitnehmer. Hunderttausende Pendler, von denen nicht wenige wegen der Wirtschaftskrise in Kurzarbeit sind oder waren, würden durch höhere Spritpreise finanziell stark belastet. Die Folgen für den Konsum wären absehbar. Viele Bürger haben das Gefühl, unter dem Öko-Deckmäntelchen vom Staat weiter geschröpft zu werden. Höhere Benzinpreise sind allein mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|