Südwest Presse: Kommentar zu Google
Geschrieben am 23-03-2010 |
Ulm (ots) - Google hat es innerhalb weniger Jahre zur wertvollsten Marke der Welt gebracht. Mit Intellekt, Instinkt, Ignoranz. Das Verhalten im Streit mit China zeigt dies. Als sich der Suchmaschinen-Anbieter 2006 nach Fernost aufmachte, war die Empörung im Westen groß. Wie kann das Unternehmen mit den bunten Buchstaben im Firmenlogo nur Sache mit einem Staat machen, der Meinungsfreiheit unterbindet? Heißt nicht das Credo "Sei nicht böse"? Doch der chinesische Markt war für Google zu verlockend. Freiwillig unterwarfen sich die Amerikaner der Selbstzensur und unterstützten damit den Unrechtsstaat. Nachdem der Ruf wegen seines neugierigen Internet-Programms, der umstrittenen Straßenfotografie Streetview und anderer Datensammelwut im Rest der Welt angeschlagen ist, kommt die quasi-moralische Kehrtwende: Google zieht sich aus China zurück und verzichtet scheinbar auf den boomenden Markt. Doch die Geschäfte laufen in China sowieso nicht gut. Der erfolgsverwöhnte Internet-Dienst liegt im Reich der Mitte hinten. Der Rückzug nach Hongkong mag wie ein raffinierter Schachzug erscheinen. In Wirklichkeit geht die Zensur weiter und wird sogar noch zunehmen. Das Unternehmen muss sich die Finger jedoch nicht mehr selbst dreckig machen. Googles Handeln belegt aber auch das Spiel mit dem Feuer, auf das sich der Westen einlässt. Es sollte der Anstoß für eine politische Auseinandersetzung sein: Es ist Zeit, die Einhaltung der Menschenrechte enger mit Wirtschaftsbeziehungen zu verbinden. Es braucht Politiker und Wirtschaftslenker mit Mut. Google gehört sicherlich nicht dazu.
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