RTL Nachtjournal heute 0.00 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel im Interview mit Christof Lang - vollständige Version
Geschrieben am 31-03-2010 |
Köln (ots) - 31.03.10 Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich im "RTL Nachtjournal"-Interview mit Christof Lang, das RTL heute um 0.00 Uhr in voller Länge zeigt, zu aktuellen Fragen wie zu den Bankenabgaben, den Arbeitslosenzahlen und der Koalition geäußert.
Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Thema Banken und ob ihr wegen der bereits wieder fließenden Bonuszahlungen "die Zornesader schwillt" (Christof Lang):
"Manchmal schwillt sie schon, insbesondere wenn Banken noch Programme haben, wo der Steuerzahler dafür einsteht. Und dann wird einfach versucht, doch wieder Bonuszahlungen zu machen. Wir haben das auch in einigen Fällen unterbunden. Aber die Bankenabgabe soll ja gerade sicherstellen, dass nie wieder der Steuerzahler eintreten muss, wenn eine Krise wider Erwarten doch auftreten sollte. Das ist ein Teil vieler Regeln, die wir jetzt verabschieden und ich glaube, es ist eine richtige Regel."
Angela Merkel zum Thema Arbeitslosenzahlen:
"Wir müssen leider noch damit rechnen, dass sich die Arbeitslosenzahl vielleicht noch ein wenig erhöht. Wir haben also noch keine Trendwende, sondern es wird das Jahr der Bewährung sein und wir können froh sein, dass wir die Kurzarbeit haben. Die werden wir auch für das nächste Jahr noch verlängern, denn wenn wir diese Kurzarbeit nicht hätten - das sind immerhin 800.000 Menschen - dann hätten wir eine viel höhere Arbeitslosenzahl. Wir wollen die qualifizierten Kräfte halten und deshalb danke ich auch allen Betriebsräten, allen Arbeitgebern, die doch in der Krise jetzt sehr zusammengehalten haben. Wir müssen noch viel tun, um auch mit unseren Konjunkturprogramm weiter zu investieren, um die Schwäche der Exportwirtschaft insbesondere auszugleichen.
Angela Merkel zum Thema Koalition:
"Ich glaube, wir schauen nach vorne und da heißt es für uns, dass wir doch jetzt in den letzten Wochen wichtige Entscheidungen getroffen haben. So wollen wir es weiter machen. Vielleicht muss sich jeder auch erst einmal finden in der Koalition. Es ist eine neue Konstellation, aber ich spüre, dass wir jetzt wirklich die wichtigen Dinge anpacken und die Menschen erwarten es ja auch mit Recht. Es gibt viele Menschen, die Angst haben, ob sie ihren Job behalten können und in dem Kurs werden wir jetzt weitermachen, dass wir die Dinge anpacken und lösen.
Angela Merkel zu ihrem aktuellen Vergleich mit Helmut Kohl in den Medien und dem Vorwurf, dass sie viel eher ihre Macht zementieren und weniger regieren würde:
"Also wenn ich mir mein Arbeitsprogramm der letzten Wochen anschaue, dann haben wir innenpolitisch doch Einiges auf den Weg gebracht. Die neue Regelung der Job-Center für die Langzeitarbeitslosen ist ganz wichtig, die Bankenabgabe, die ganze Frage auch der Stabilität des Euro, der Afghanistan-Einsatz, also viele, viele Entscheidungen, die gar nicht so einfach sind. [Zwischenfrage Christof Lang, ob diese Entscheidungen zu spät getroffen wurden?] Es muss dann entschieden werden, wenn entschieden werden muss. Und ansonsten, Helmut Kohl hat die deutsche Einheit gestaltet. Er war ein großer Europäer. Er hat viele Verdienste und ich glaube, da reiche ich noch gar nicht ran."
Angela Merkel über ihr 10-jähriges Jubiläum als CDU-Chefin und ob sich in dieser Zeit für Frauen in der Politik in Deutschland etwas geändert hat:
"Ich glaube schon. Erstens glaube ich, dass es inzwischen sehr normal ist, dass eine Frau an der Spitze ist. Wir haben jetzt auch die erste Arbeitsministerin zum Beispiel in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland mit Ursula von der Leyen. Und zum Zweiten hat sich natürlich bei dem Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie, bei dem Stellenwert von Klimaschutz, vieles, vieles in Deutschland verändert und die Christlich-Demokratische-Union als Volkspartei hat natürlich hier ihre Position neu markiert."
Die Bundeskanzlerin zur Mehrwertsteuersenkung auf Benzin:
"Das geht nicht, wenn wir uns unseren Haushalt anschauen. Wir werden sparen müssen und deshalb glaube ich, sollte man hier nichts Falsches versprechen. Aber was wir auch machen werden, ist einmal durch das Kartellamt auch auf die Unternehmen zu schauen. Denn, dass sich gerade immer Ostern die Dinge so entwickeln, wie sie sich entwickeln und der Benzinpreis steigt, da fragen die Menschen sich zu Recht: Warum ist das eigentlich so?"
Angela Merkel zu den Missbrauchsvorwürfen und Skandalen der katholischen Kirche
"Also ich finde es eigentlich sehr gut, dass die katholische Kirche hier in Deutschland ein Nottelefon eingerichtet hat, und dass es einen Bischof gibt, nämlich den Bischof Ackermann, an den sich auch alle Opfer wenden können. Und ich finde deshalb, dass Erzbischof Zollitsch doch sehr mutig und klar gesagt hat: Wir müssen alles aufklären. Es gibt keine Alternative zu Wahrheit und Klarheit. Und auf diesem Weg wollen wir mit unserem runden Tisch auch die katholische Kirche und alle anderen Institutionen, die es ja auch gibt, begleiten."
Darüber, ob der Papst sich direkt an die Deutschen wenden sollte:
"Ich glaube, dass die Worte gefunden werden, wie sie gefunden werden. Erstmal ist es jetzt auch die Aufgabe der deutschen katholischen Kirche hier die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen und aus meiner Sicht ist das erfolgt."
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