Börsen-Zeitung: Kleckern, nicht klotzen, Kommentar von Bernd Weber zum Aufwertungsdruck beim chinesischen Yuan
Geschrieben am 18-08-2006 |
Frankfurt (ots) - Wachstum 11%, Inflation 1,5%, Leitzins 6,12%. Eigentlich Traumzahlen für eine Volkswirtschaft. Wenn es nicht um China ginge. Denn der Aufstieg des Reichs der Mitte zur viertgrößten Wirtschaftsmacht ruht auf einem Fundament, an dessen Tragfähigkeit inzwischen gezweifelt wird.
Es klingt verrückt: Aber das Problem besteht in zu viel Geld. Chinas Wirtschaft kann sich vor Liquidität nicht retten. Die Geldmenge wuchs im Juli um 18,4%, die ausstehenden Kredite lagen Ende Juli um 16,3% über Vorjahresniveau, die Chinesen sparen bis zu 25% der verfügbaren Einkommen, jährlich strömen rund 60 Mrd. Dollar in Form von Direktinvestitionen ins Land, die Währungsreserven wachsen Richtung 1000 Mrd. Dollar, und die Zentralbank druckt Yuan, um den Wechselkurs der eigenen Währung künstlich niedrig zu halten.
Die Warner malen das Menetekel schon an die Wand. Dem Investmentboom - die Anlageinvestitionen kletterten im ersten Halbjahr um mehr als 30%, in den vergangenen vier Jahren flossen rund 40% der Wirtschaftsleistung in die Infrastruktur - wird der Bust folgen: fehlgeleitete Investitionen, Überkapazitäten, Gewinneinbrüche und schließlich jede Menge Bankrotte.
Dabei ist der Manövrierraum für die Zentralbank begrenzt. Sie muss die Liquiditätsschwemme bekämpfen, darf aber das Wachstum nicht abwürgen. Insofern sind die zwei Zinserhöhungen seit April um je 27 Basispunkte, die Anhebung der Mindestreserve, stärkere Kontrollen der Kreditnehmer oder die vermehrte Ausgabe von Anleihen erste Maßnahmen, dem Problem beizukommen. Weitere Zinsschritte dürften folgen.
Auch beim Dauerthema Yuan darf Peking nicht klotzen. Eine zu starke Aufwertung oder gar eine Freigabe könnte unerfreuliche Nebenwirkungen erzeugen in einer Ökonomie, die stark am Exporttropf hängt. Immerhin machen die Ausfuhren rund 40% der Wirtschaftsleistung aus, und eine Ausbalancierung mit dem Binnenkonsum - siehe Deutschland - funktioniert nicht von heute auf morgen.
Chinas Zentralbank wird sich auch beim Yuan bewegen. Die Fluktuationen des Wechselkurses haben zugenommen. Dies könnte ein Zeichen sein, dass die Schwankungsbreite zum Dollar bald erweitert wird. Es sollte auch nicht überraschen, wenn die Zentralbank den Yuan in den nächsten Monaten um 2 oder 3% aufwertet.
(Börsen-Zeitung, 19.8.2006)
Originaltext: Börsen-Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
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