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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Bischof Mixa

Geschrieben am 16-04-2010

Bielefeld (ots) - Als Würdenträger ist dieser Mann fortan eine
Zumutung. Mit starken Worten hatte sich der Augsburger Bischof Walter
Mixa gegen die Prügelvorwürfe verteidigt. Körperliche Gewalt sei für
ihn kein Erziehungsmittel, hatte er vor zwei Wochen erklärt. Er habe
auch keinerlei Verständnis dafür, wenn einem Erzieher mal die Hand
ausrutscht: »Dann hat er nach heutiger Erkenntnis einen
erzieherischen Fehler begangen. Uns werden junge Menschen anvertraut.
Wir müssen ethische Werte mit Behutsamkeit vermitteln, nicht mit
Angst«, sagte er. Das klang gut. Sehr gut sogar.
Auch die besonderen Anforderungen an einen Geistlichen schilderte
Mixa idealtypisch: »Gewalt und Priestertum sind in unserer Kirche und
mit unserem Glauben unvereinbar. Ein Priester muss gewaltlos sein.
Ich habe mich daran immer gehalten.« Sätze wie in Stein gemeißelt.
Nur mit der Wirklichkeit des Walter Mixa hatten sie offenbar nicht
viel zu tun.
Von wegen »Ich habe ein reines Herz«. Nun hat er sich doch erinnert,
dass er Kinder geschlagen haben könnte. »Die eine oder andere
Watsch'n von vor zwanzig oder dreißig Jahren« könne er nicht
ausschließen, teilte er jetzt mit. Allerdings verstehe er Ohrfeigen
nicht als körperliche Gewalt. »Das war damals vollkommen normal und
alle Lehrer und Schüler dieser Generation wissen das auch.«
Das ist nun in zweierlei Hinsicht Unsinn. Zwischen 1980 und 1990
waren Schläge in bundesdeutschen Bildungseinrichtungen gottlob nicht
mehr an der Tagesordnung. Und natürlich handelt es sich bei einer
Ohrfeige um Gewalt.
Die einen erregen sich nun mehr über die offensichtliche Unwahrheit,
die Mixa da zunächst verbreitet hatte. Die anderen empören sich über
das Weltbild dieses herausgehobenen Katholiken, der nicht in der Lage
zu sein scheint, Fehler der Vergangenheit richtig einzuordnen.
Genügend Anlass für die Forderung nach einem umgehenden Rücktritt
Mixas bieten beide Sichtweisen.
Denn die Glaubwürdigkeit des Augsburger Bischofs und Katholischen
Militärbischofs der Deutschen Bundeswehr ist erschüttert. Es ist
schon ein sehr ungewöhnlicher Vorgang, dass die Leitung des
Kinderheims St. Josef im oberbayrischen Schrobenhausen Mixas
vermeintliche Prügelopfer bereits um Entschuldigung bat, während
dieser solche Taten weiterhin bestreitet. Die eidesstattlichen
Versicherungen mehrerer früherer Heimkinder, gegen die der Bischof
nicht juristisch vorgeht, wiegen schwer.
Und sie belasten die Kirche als Ganzes. Denn Mixas Bistum vermittelt
nicht den Eindruck, dass es schon zu »umfassender und »entschlossener
Aufklärung« bereit wäre. Solcherlei Handeln hatte der Vorsitzende der
Bischofskonferenz Zollitsch gerade beim anderen großen Problem, den
Fällen von sexuellem Missbrauch, zugesagt. Den Schaden für die
Institution kann Erzbischof Zollitsch jetzt noch begrenzen. Bischof
Mixas Ansehen ist nicht mehr zu retten.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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