WAZ: Greencards in der Pflege - Ein Hilferuf. Kommentar von Stefan Schulte
Geschrieben am 19-04-2010 |
Essen (ots) - Die Pflegebranche fordert Greencards. Das wird die üblichen Reflexe auslösen: Die einen werden argwöhnen, Ausländer nähmen Deutschen die Jobs weg. Andere werden auf die tolle und nicht zum ersten Mal geäußerte Idee kommen, doch Hartz-IV-Empfänger in die Pflegeheime zu schicken.
Sie alle übersehen, was dieser Ruf nach der Greencard über die Wirklichkeit in der deutschen Pflege aussagt. Zum einen ist es ein Ruf nach Legalisierung vieler osteuropäischer Pflegekräfte, die sich längst rund um die Uhr um alte Menschen in Deutschland kümmern. Nach drei Monaten müssen sie das Land wieder verlassen, aber längst nicht jede hält sich daran und ihre Patienten wollen sich auch nicht ständig einem neuen Gesicht anvertrauen. Zum anderen erübrigen 50 000 unbesetzte Fachkraft-Stellen jeden weiteren Kommentar über Ansehen und Bezahlung dieser Knochenjobs. Tausende Fachkräfte geben jedes Jahr auf, die besten zumeist, weil sie unter dem enormen Zeitdruck ihren Job nicht mit der Hingabe ausüben können, wie sie es gerne würden. Niemand kann ernsthaft glauben, ungelernte Langzeitarbeitslose könnten sie ersetzen.
Immerhin soll ab Juli ein Mindestlohn gelten - ein guter Schritt. Doch die 8,50 Euro werden auch keine Bewerbungsflut auslösen.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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