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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema "Fliegen trotz Asche":

Geschrieben am 19-04-2010

Bielefeld (ots) - Der Druck auf die Fluggesellschaften muss
ähnlich hoch sein, wie er vor dem Ausbruch des Vulkans
Eyjafjallajökull unter dem Boden Islands geherrscht hat. Nur so ist
zu erklären, dass gestern mehr und mehr Maschinen trotz des
generellen Flugverbots und der nachweisbar vorhandenen Aschewolke in
die Luft gingen.
Möglich waren diese legalen Starts und Landungen aufgrund der von der
Luftaufsicht erteilten Sondergenehmigungen für kontrollierte
Sichtflüge. Dabei müssen die Piloten ausreichend Sicht haben. Und die
ist bei der guten Wetterlage derzeit gegeben. Zudem übernehmen
Fluglotsen die Führung der Maschinen. Zwar können bei dieser Art des
Flugverkehrs deutlich weniger Jets am Himmel unterwegs sein. Doch
klar ist auch, dass mit jedem Flugzeug, das abhebt und ohne
Zwischenfall wieder landet, die Aschewolke am Himmel zumindest
gefühlt löchriger wird.
Ein trügerisches Gefühl. Denn sicherer wird das Fliegen nicht
dadurch, dass wieder geflogen wird und einige Maschinen schadlos ihr
Ziel erreicht haben. Testflüge waren das allesamt nicht. Schließlich
hatte keine dieser Maschinen Messinstrumente oder Wissenschaftler an
Bord.
Nicht nur vor dem Hintergrund, dass im Triebwerk eines Jets der Nato
nach einem Flug über europäisches Gebiet Glaspartikel und damit
eindeutige Beweise einer Gefahr durch die Aschewolke entdeckt wurden,
ist gut zu verstehen, wenn die Pilotenvereinigung Cockpit die
kontrollierten Sichtflüge als unverantwortlich bezeichnet. Tückisch,
weil unberechenbar, ist die unterschiedliche Konzentration der
Vulkanasche in den jeweiligen Höhen, haben Forscher in der Schweiz
und im nordrhein-westfälischen Jülich ermittelt.
Dennoch wird geflogen. Natürlich zur Freude der weltweit gestrandeten
Passagiere, die nun hoffen dürfen, in Kürze ans Ziel zu gelangen. Und
auch die Wirtschaft wird aufatmen, wenn der Luftverkehr wieder auf
Touren kommt. Zu viel hängt inzwischen von einem reibungslosen Ablauf
auf den Verkehrswegen zu Land, zu Wasser und eben in der Luft ab. Das
haben nicht zuletzt die verheerenden Auswirkungen auf die
Weltwirtschaft nach den Anschlägen des 11. September gezeigt. Die
Einbußen damals waren gewaltig. Die Verluste in diesen Tagen sind es
nicht weniger.
Das aber darf keinesfalls dazu führen, Sicherheitsbedenken als
unnötigen Ballast abzuwerfen. Noch fehlt es nämlich an
wissenschaftlichen Beweisen, dass ein Durchfliegen der vorhandenen
Aschewolke unbedenklich ist.
Die wirklich gute Nachricht aber ist, dass der Vulkan seit gestern
weniger Asche und mehr Lava speit. Damit könnte sich das Problem am
Himmel für diesen Moment erledigen. Für die Zukunft aber müssen
Flugsicherung und Politik besser gerüstet sein. Verlässliche
Messmechanismen sind zwingend notwendig, um mit entsprechendem
Datenmaterial kontrolliert und mit klarer Sicht auf die Situation zu
reagieren.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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