Neue Westfälische: Neue Westfälische (Bielefeld): Personalspekulationen in der schwarz-gelben Koalition Signal aus Hannover ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN
Geschrieben am 20-04-2010 |
Bielefeld (ots) - Das Signal ist unübersehbar. Es ist stark, es ist positiv, es ist mutig. Und für Bundeskanzlerin Angela Merkel hat es auch etwas Schockierendes. Denn es kommt aus Hannover. Mit einem Schlag hat der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff mit mehreren Legendenbildungen aufgeräumt. Dass er vor zwei Jahren zu Protokoll gab, er traue sich Kanzler nicht zu, darf nun getrost als ein Ausbruch vorübergehender Koketterie zu den Akten gelegt werden. Wer es als Christdemokrat wagt, eine türkischstämmige Muslima zur Ministerin zu machen, der hat noch viel vor. In der CDU soll es über diese tatsächlich wegweisende Berufung keineswegs nur laute Begeisterung geben. Wulffs überraschender Vorstoß zeigt auch, dass die so genannten Kronprinzen der Bundeskanzlerin nicht unterschätzt werden dürfen. Das Image der unangreifbaren Regierungschefin, die sich in langen Ausscheidungskämpfen alle Rivalen erfolgreich vom Leibe hält, bekommt erstmals seit langer Zeit wieder Risse. Auch weil Merkel mit ihrer neuen Regierung alles andere als erfolgreich ist. Schwarz-Gelb im Bund ist eine zähe, mühselige Veranstaltung, die wenig zustande bringt. Sollte Schwarz-Gelb am 9. Mai beim Urnengang in Nordrhein-Westfalen scheitern, wird es schnell Personaldiskussionen geben. Für Guido Westerwelle könnte es zum Beispiel als FDP-Parteichef eng werden. Jede andere Koalition als eine schwarz-gelbe in Düsseldorf würde auch eine Debatte um Angela Merkels Kanzlerkandidatur 2013 lostreten. Für diesen Fall hat sich der Niedersachse Christian Wulff in eine gute Startposition manövriert. Dass sich NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers zum Bundespräsident berufen fühlt, wirkt dagegen eher wie Wolkenschieberei. Der Karriereweg von Johannes Rau lässt sich eben nicht so einfach kopieren.
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