Neue Westfälische: Neue Westfälische (Bielefeld): Krise der katholischen Kirche Glaubwürdigkeit verloren CARSTEN HEIL
Geschrieben am 23-04-2010 |
Bielefeld (ots) - Die Sonntage des Frühjahrs sind in den beiden Volkskirchen geprägt von Kommunionen und Konfirmationen. Auch wenn es vielerorts schon eher ein gesellschaftliches denn ein religiöses Ereignis ist: Festlich gekleidete junge Menschen werden hoffnungsfroh in die Reihen der Kirchen aufgenommen und sagen ihrerseits "Ja" zum Glauben, zur Kirche und vor allem zu Gott. Wie lange dieses "Ja" gilt, ist bekanntlich offen. In diesen Wochen machen es aber etliche Würdenträger der katholischen Kirche ihren jungen Menschen besonders schwer. Der Umgang mit den Verfehlungen unterschiedlichster Art zeugt in Deutschland von einer Entfremdung zwischen Gesellschaft und katholischer Kirche, aber auch zwischen Kirchenvolk und -führung. Was einerseits über Jahre die große Stärke gerade der katholischen Kirche war, wird dabei jetzt zum Problem. Grundsätzlich tut es einer Gesellschaft gut, eine Institution zu haben, die mutig gegen den Strich bürstet, die nicht dem Zeitgeist nach dem Munde redet. Das haben die Bischöfe und Erzbischöfe in Deutschland oft und oft zu Recht getan. Wenn auch manchmal etwas schrill im Ton. Das wird künftig wesentlich schwieriger, fast unmöglich. Denn neben der Verzweiflung und dem Schmerz der direkt betroffenen Opfer ist der Verlust der Glaubwürdigkeit der Kirche die schlimmste Folge dieser Krise. Und ohne Glaubwürdigkeit wird jedes Mahnen hohl. Das ist umso bitterer, als die Gesellschaft Orientierung braucht. Die Finanzbranche hat die Menschen in eine Phase materieller Unsicherheit getrieben, der weltweite wirtschaftliche Wettbewerb und die Profitgier des Wirtschaftssystems hat viele Arbeitsplätze gekostet und macht den Menschen Angst vor dem Abstieg, der soziale Zusammenhalt bröckelt. Da wären Pflöcke der Orientierung wichtig. Doch die katholische Kirche muss sich in dieser Zeit mit sich selbst beschäftigen. Und das mit einer Führungsriege, die ein Kirchenverständnis hat, das Veränderungen schwierig macht. Angesichts einer zweitausendjährigen Geschichte ist den Männern im Vatikan nicht bange. Sie haben schon größere Krisen erlebt, von Phasen der Kirchenspaltung mit Gegenpäpsten und innerkirchlichen Kriegen bis hin zu kriegerischen Angriffen weltlicher Kaiser und ihrer Truppen. Außerdem: Was können Missbrauchs-Probleme in Irland, den USA und Deutschland einer Weltkirche anhaben, die andernorts Erfolge feiert und hohes Ansehen genießt? Und schließlich weiß das Episkopat, dass die katholische Kirche ihre Schwierigkeiten immer intern geregelt hat. Die Sünde der Kirchenmänner ging die Welt nichts an. Das sind die Konstanten des kirchlichen Selbstverständnisses. Vielleicht dauert es deshalb so lange, bis Papst Benedikt XVI. auf die Missbrauchsfälle reagiert. Diese Konstanten können in autoritären Gesellschaften erfolgreich sein. In aufgebrochenen Gesellschaften, die teilweise aus dem Geist der Aufklärung existieren, nicht.
Originaltext: Neue Westfälische Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65487 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65487.rss2
Pressekontakt: Neue Westfälische News Desk Telefon: 0521 555 271 nachrichten@neue-westfaelische.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
264407
weitere Artikel:
- Ostsee-Zeitung: OSTSEE-ZEITUNG Rostock zu Runder Tisch Missbrauch Rostock (ots) - Die zuletzt ans Licht gekommenen Verbrechen an Kindern und Jugendlichen haben eine Bewegung zustande gebracht, die gar nicht hoch genug gewürdigt werden kann. Es ist ein Klima der Aufklärung, des Nichtwegsehens, des Nichthinnehmenwollens entstanden. Der Runde Tisch gegen Missbrauch, der sich gestern in Berlin konstituiert hat, könnte zu einer segensreichen Einrichtung werden. Allerdings nur, wenn sich auch wirklich alle Beteiligten zu vorbehaltloser Aufklärung bekennen. Kindesmissbrauch ist ein gesellschaftliches Phänomen, mehr...
- RNZ: Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberg, zu: Griechenland Heidelberg (ots) - Mit der Währungsunion ist die Verantwortung für die Geldwertstabilität auf zu viele Schultern verteilt worden, die nicht wirklich Verantwortung tragen konnten oder wollten. Und Länder wie Griechenland, denen demnächst als Schuldner auch Portugal, Spanien oder Irland folgen könnten, haben sich auf betrügerische Weise in die Währungsgemeinschaft hineingemogelt. Es stimmt zwar, dass sich die Spekulanten wie Geier auf den haushaltpolitischen Halbtoten niederlassen und die Krise verschlimmern. Aber auch so können sich die mehr...
- Westdeutsche Zeitung: Landeshilfen für NRW-Städte = von Frank Uferkamp Düsseldorf (ots) - Zwei Wochen vor der Landtagswahl kann die Lobby der armen Städte einen großen Erfolg verbuchen: Finanzminister Linssen hat erstmals eine direkte Hilfe des Landes für die völlig überschuldeten Städte zugesagt. Nach Jahren des Protestes und des Diskutierens, des Streits und des Haders sicherlich ein guter Tag für die Stadtoberhäupter aus dem Bergischen Land und dem Ruhrgebiet. Denn Linssen steht nun im Wort. Hinter seine Zusage "Das Land wird helfen" kann keine Landesregierung zurückfallen. Die Städte haben erstmals einen mehr...
- Ostsee-Zeitung: OSTSEE-ZEITUNG Rostock zu Griechenland-Hilfen Rostock (ots) - Schon richtig, Griechenland jetzt zu helfen - es darf nicht Lehman II mit allen unabsehbaren Folgen auch für deutsche Banken werden, welche bei einem Staatsbankrott auf dann faulen 40 Milliarden Euro säßen, die sie Athen zum Konsum auf Pump gerne geliehen haben. Aber eine echte Zukunft dürfte der Euro nur haben, wenn es eine gemeinsame Wirtschafts- und Finanzpolitik in Euroland gibt - "aus einem Guss", wie Angela Merkel gern sagt. Aber ob "Madame Non" das kann und will? Angesichts eines Wirtschaftsministers, der gestern mehr...
- Berliner Morgenpost: Beraten sollen sie - entscheiden aber nicht - Kommentar Berlin (ots) - Der erste Runde Tisch war tatsächlich rund, hatte einen Durchmesser von neun Metern, bot 57 Personen Platz und stand in Polen. An ihm wurde Geschichte geschrieben. Anfang 1989 saßen dort die noch regierenden Kommunisten, die oppositionellen Gewerkschaftsvertreter der Solidarnosc, katholische Kirchenfürsten und Vertreter anderer Organisationen, um den Weg vom sozialistischen Staat in eine demokratische Republik zu ebnen. Bei aller anfänglichen Feindschaft und langsam wachsendem gegenseitigen Verständnis wurde die Krisenrunde mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|