Westdeutsche Zeitung: Pariser Wankelmut = von Joachim Rogge
Geschrieben am 21-08-2006 |
Düsseldorf (ots) - Natürlich hat Frankreich keine Lust, seine Soldaten im Libanon verheizen zu lassen wie einst im Bosnien-Krieg der 90er Jahre. Die demütigenden Erfahrungen, sich nicht angemessen wehren zu dürfen, die hohen Verluste in den eigenen Reihen, hatten Frankreichs Armee noch Jahre danach paralysiert. Ohne klar umrissenes Uno-Mandat, das auch ein robustes Auftreten erlaubt, sieht Paris daher keinen Sinn darin, sich im Zedernstaat über sein Mini-Kontingent von 200 Technikern in Uniform hinaus militärisch zu engagieren.
Das ist verständlich - und bleibt doch blamabel. Keinen Zweifel hatte Paris während der beinharten Verhandlungen mit den USA über den Text der Uno-Resolution daran gelassen, dass Frankreich an vorderster Front mitspielen wollte. Die historischen Verbindungen in den Libanon schienen die einstige Schutzmacht für die Führungsrolle der Mission zu prädestinieren. Dass Frankreich erst spät Risiken einer solchen Mission gerade für die eigenen Truppen in den Sinn kamen, belegt einmal mehr, wie kurzatmig die französische Außenpolitik unter Chef-Dirigent Jacques Chirac daherkommt. Chirac kann von Glück reden, wenn nun die Italiener die Lücke ausfüllen sollten, die Frankreich mit seiner Haltung aufreißt.
Der Schaden für eine der heikelsten Missionen in der Uno-Geschichte dürfte sich dadurch in Grenzen halten. Frankreich freilich hat mit seinem Lavieren, dass die Weltorganisation und ihren Chef Kofi Annan rüde vor den Kopf stieß, international weiteren Kredit verspielt. Dass Chirac nun auf eine europäische Lösung setzt, die Partner mit ins Boot holen will, um doch noch eine schlagkräftige Libanon-Truppe auf die Beine zu stellen, ist ein leicht durchschaubares Manöver: Er will sich selbst aus der Verantwortung stehlen.
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