LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Merkel/Pressekonferenz
Geschrieben am 21-08-2006 |
Leipzig (ots) - Weiter so Von Dieter Wonka Statt eines dröhnenden Machtwortes bietet die Kanzlerin zum Urlaubsende den Zugriff auf alte Schröder-Tugenden:Mit ruhiger Hand wird gute Laune demonstriert, politisch heißt es weiter so, zur Garnierung gibt es die Weichspüler-Botschaft: "Alles wird gut." Die traut sich was, werden sich viele denken. Schließlich wird derzeit nirgendwo große Staatskunst zelebriert. Beim deutschen Einsatzkontingent in Nahost redet jeder munter daher. Da fehlt es an einer europäischen Strategie und an deutschem Bekennermut. Bei der ewig gleichen und alten Litanei über unverzichtbare Anti-Terrormaßnahmen liefert die deutsche Politik den Nachweis, dass auch eine große Koalition kaum mehr zu bieten hat als den immer gleichen Aufguss alter Thesen. Dabei müsste im Kanzleramt längst ein Tisch der Entscheider tagen, statt dessen gibt es immer neue alte Forderungen. Wenn die Kanzlerin vom eminent wichtigen Kampf um mehr Freiheit für jeden Einzelnen spricht, dann fühlen sich viele verschaukelt, weil doch - Stichwort Gesundheitsfonds - eher mehr als weniger Bürokratie die Freiheit einschränkt. Irgendwie hat die Bundeskanzlerin auch gestern nichts unternommen, um die Diskrepanz zwischen gefühlter Enttäuschung und behaupteter Leistung zu beseitigen. Merkel hatte den Mut zu einer Pressekonferenz ohne Botschaft - sieht man von der Tatsache ab, dass sie Schröders Agenda 2010 lobte und der CDU versicherte, die Trendwende mit ihr, eingeleitet auf dem Leipziger Parteitag, sei im Prinzip richtig gewesen. Die große Koalition war nicht Merkels Lieblings-Konstellation. Deutschland hat mit großer Mehrheit Harmonie gewählt. Mit dieser Regierungschefin sehen wir, was daraus wird - und wie biegsam man sein kann. Hauptsache das erste und größte staatspolitische Ziel - die Übernahme der Macht - ist garantiert. Dumm ist das jetzt für FDP-Boss Guido Westerwelle. Der erzählt jeden Tag aufs Neue, diese große Koalition halte nie bis 2009. Pustekuchen. Merkel - und mit ihr die 30-Prozent-SPDim Schlepptau - hat gar keine andere Überlebenschance, als bis zum Ende durchzuhalten. Zumal, ganz praktisch, in den für die Kanzlerin wichtigen Rahmendaten mit den Liberalen sehr viel weniger gut zu regieren wäre als mit Becks Genossen. Die finanzielle Staatssanierung ohne Steuererhöhung - für die FDPein Prestigeobjekt, für Merkel ein Ding der Unmöglichkeit. Unredlich, unsozial und ohne Verantwortung erscheint die Liberalen-Politik im Bereich der Terror-Abwehr, im Gesundheitswesen und bei den Bundeswehr-Auslandseinsätzen. Nach neun Monaten Regierung an der Seite der SPDwirkt die CDU-Chefin allenfalls noch in Sonntagsreden neoliberal, ansonsten macht sie in der Mitte ihren sozialdemokratischen Frieden. Das bereitet ihr sogar Vergnügen, wie sie gestern gut gelaunt und schlagfertig bewies. Darüber wiederum geraten jene ins Grübeln, die bis vor neun Monaten mit Feuer und Flamme für Merkel als die kleine Polit-Revoluzzerin im Wahlkampf warben.
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