(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Trauerspiel, Kommentar von Jürgen Schaaf zur Diskussion um die Finanzhilfe für Griechenland

Geschrieben am 26-04-2010

Frankfurt (ots) - Es ist ein Trauerspiel: Anleihekurse und die
Wechselkurse spielen verrückt, und die europäische Politik schaut
staunend zu. Die Unsicherheit, wie es mit Griechenland weitergeht,
ist Gift für die Finanzmärkte. Dabei haben es die politischen
Entscheidungsträger in der Hand, den Finanzmarktakteuren die
Planungssicherheit zu geben. Dazu bedarf es der Transparenz und
politischen Entscheidungswillens.

Zunächst gilt es den Tatsachen ins Auge zu sehen. Es steht um
Griechenland weitaus schlimmer, als die heimische und internationale
Politik zugibt. Das hellenische Schuldenmassiv wird in den kommenden
Jahren auf mehr als 150% des Bruttoinlandsprodukts zunehmen. Trotz
der geplanten Verringerung des Haushaltsdefizits bis 2013 wird ja die
Gesamtverschuldung weiter steigen und nicht etwa sinken. Hinzu kommen
recht blauäugige Wachstumsannahmen. Die Wettbewerbsfähigkeit des
südosteuropäischen Landes ist derartig miserabel, dass in Verbindung
mit den notwendigen drastischen Sparanstrengungen die Wirtschaft
dramatisch schrumpfen wird - wobei doch das Land Überschüsse
bräuchte, um seine Schulden abzubauen. Daran ist aber innerhalb von
drei Jahren - das ist die Laufzeit des Rettungspakts - nicht zu
denken. Ganz abgesehen davon drückt sich Athen bislang vor Aussagen,
wie die Jahre 2 und 3 des Sparplans aussehen sollen. Wenn
Griechenland nicht deutlich mehr Zeit zur Umkehr bekommt, - und damit
auch mehr Finanzhilfen als die avisierten 45 Mrd. Euro der
Euro-Länder und des Internationalen Währungsfonds - ist die
Staatspleite unausweichlich. Die Szenarien, die derzeit von
Währungspolitikern als "utopisch" oder "absurd" bezeichnet werden,
manifestieren sich dann.

Kann gut sein, dass die deutschen und französischen Banken und die
Eurozone den hellenischen Bankrott überstehen, wenn es eine geordnete
Umschuldung griechischer Staatsanleihen gibt in Verbindung mit einem
freiwilligen Austritt Athens aus der Währungsunion. Wahrscheinlich
ist das aber nicht.

Unabhängig von der Alternative drängt die Zeit, eine Entscheidung
zu fällen. Die politische Führung Europas hat es in der Hand, sich
das Heft des Handelns von den Finanzmärkten zurückzuholen. Der
Zickzackkurs insbesondere Berlins muss ein Ende haben.

(Börsen-Zeitung, 27.4.2010)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

264747

weitere Artikel:
  • Neue OZ: Kommentar zu Datenschutz / Unternehmen Osnabrück (ots) - Ausgeliefert Der Glaube, persönliche Daten geheim halten zu können, ist einer der großen Irrtümer des Internetzeitalters. Wer morgens sein Handy anschaltet, auf dem Weg zur Arbeit von der Überwachungskamera der Tankstelle gefilmt wird, in der Mittagspause ein Essen mit der Kreditkarte bezahlt, abends beim Einkaufen seine Payback-Karte vorlegt und zu Hause im Internet surft, hinterlässt an einem ganz normalen Tag, für andere sichtbar, so viele digitale Spuren, dass von informeller Selbstbestimmung einfach keine Rede mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Wirtschaft/Insolvenz Neue Stärkefabrik bei Zeitz bereits insolvent Halle (ots) - Die erst im Oktober 2009 eröffnete 50 Millionen Euro teure Stärkefabrik im Industriepark Zeitz hat Insolvenz angemeldet. Die Food Retail and Production CS GmbH in Alttröglitz (Burgenlandkreis) mit derzeit 62 Mitarbeitern konnte die Produktion nicht mehr finanzieren, sagte Geschäftsführer Andreas Czaplok der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Dienstagausgabe). Er sieht jedoch gute Chancen für eine Fortführung des Betriebs. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der hallesche Rechtsanwalt Jürgen Wallner bestellt. mehr...

  • "Excellence in Epilepsy Journalism Award" BRÜSSEL, April 27, 2010 (ots/PRNewswire) - Das Internationale Büro für Epilepsie (IBE) hat heute gemeinsam mit UCB den Preis "Excellence in Epilepsy Journalism Award 2010" ausgeschrieben. Der Preis wurde zum ersten Mal im Jahr 2009 vergeben. 35 qualitativ hochwertige Bewerbungen aus 17 verschiedenen Ländern hatten sich daran beteiligt. Er ist Teil einer weltweiten Initiative, deren Ziel es ist, Epilepsie - eine Erkrankung, an der mehr als 50 Millionen Menschen leiden - stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken und das Verständnis mehr...

  • SIGNAL IDUNA Gruppe und Baloise Group einigen sich auf Eckpunkte der Neuordnung des Deutschen Ring Hamburg, Basel, Dortmund (ots) - - Die Vorstände der Baloise Group und die Vorstände der SIGNAL IDUNA Gruppe haben sich nach intensiven Verhandlungen auf die Eckpunkte einer Neuordnung des Deutschen Ring geeinigt. - Eine Absichtserklärung wurde jetzt unterzeichnet, der entsprechende Vertrag soll in Kürze folgen. - Alle Mitarbeiter erhalten ein Arbeitsplatzangebot. Je die Hälfte der Mitarbeiter mit Doppelarbeitsverträgen bekommt ein Arbeitsplatzangebot von der Deutscher Ring Leben beziehungsweise der Deutscher Ring Kranken/SIGNAL IDUNA mehr...

  • Importpreise März 2010: + 5,0% gegenüber März 2009 Wiesbaden (ots) - Sperrfrist: 27.04.2010 08:00 Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist. Der Index der Einfuhrpreise lag nach Mitteilung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im März 2010 um 5,0% über dem Vorjahresstand. Dies war die höchste Jahresteuerungsrate seit September 2008 (+ 7,0% gegenüber September 2007). Im Februar 2010 hatte die Jahresveränderungsrate + 2,6% und im Januar 2010 + 1,4% betragen. Gegenüber Februar 2010 stieg der Einfuhrpreisindex mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht