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Radio - Gute Recherche hat ihren Preis

Geschrieben am 04-05-2010

Leipzig (ots) - Eigene Recherche ist auch im Zeitalter von
Wikipedia und Google unerlässlich. Das war das Fazit einer
Expertenrunde beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland in Leipzig.
Dabei steht das Radio als "schnellstes Medium" vor besonderen
Herausforderungen. Für Jens-Peter Marquardt von NDR Info hat dabei
Seriosität stets den Vorrang vor Schnelligkeit. Auch wenn das
mitunter schwierig ist, wie der einstige ARD-Tokio-Korrespondent zu
berichten wusste.

Johann Michael Möller, MDR-Hörfunkdirektor, legte den Schwerpunkt
auf das Berufsbild des Journalisten. Er beobachtet mit Sorge, dass
der Beruf in den letzten Jahren immer mehr in die Krise geraten ist.
Schuld daran sind seiner Meinung nach die immer knapper werdenden
Finanzen und die Konkurrenz durchs Internet. Journalisten werden
häufig nur noch als Kostenfaktor gesehen und seien die ersten, die
Einsparmaßnahmen zu spüren bekämen. Das Internet sei voll von häufig
ungeprüften Inhalten. Inhalte seien aber nicht alles.

Marquardt warnte aber davor, das Internet zu verdammen. Das Netz
sei eine hervorragende Erleichterung für die Recherche, nur müsse man
die Daten auch überprüfen. Er räumte ein, dass auch der
öffentlich-rechtliche Rundfunk in den letzten Jahren zu viel über
Formate und Verpackung nachgedacht habe, als sich mit Inhalten zu
beschäftigen.

Für kleine private Radiosender sei das leider nur Wunschdenken,
erwiderte Ingo Brüggenjürgen vom Kölner Domradio. Er habe ein enges
Finanzkorsett und beneide seine Kölner Kollegen vom WDR. Trotzdem
stimmte er seinen Kollegen zu, dass knappe Finanzen keine
Entschuldigung für schlechte Recherche sind. Sein Sender versuche
aber mit seinen Pfunden zu wuchern, indem manche große Themen anders
beleuchtet werden.

Dr. Gerd Bauer, Direktor der Saarländischen Landesmedienanstalt,
beobachtet häufig, dass die Fragesteller in Radiosendungen wenig oder
gar nicht im Stoff stünden, wenn sie mit Korrespondenten sprächen.
Das sei im Privatfunk um einiges schlimmer als bei den
Öffentlich-Rechtlichen, auch wenn es dort ebenfalls zu beobachten
sei. "Mir sind einfach zu viele Discjockeys als Moderatoren an den
Mikrofonen", so Bauer. Diese Entwicklung hat nach Ansicht von Johann
Michael Möller auch mit dem Trend zu tun, dass viele meinen
Information sei gratis. Das sei eben nicht der Fall. "Es ist eine
Illusion zu glauben Informationen kommen aus dem Himmel", sagte
Möller. "Gut recherchierte Information hat ihren Preis und wir
sollten das auch honorieren", so der MDR-Hörfunk-Chef.

Originaltext: Medientreffpunkt Mitteldeutschland
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/58100
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_58100.rss2

Pressekontakt:
Thomas Köhler, S-WOK
Tel. 0170 - 175 95 94
Email: koehler@s-wok.de


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