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Westdeutsche Zeitung: Kamerafahrzeuge spähen private Computer-Netzwerke aus - Was Google sagt und was Google tut Von Wolfgang Radau =

Geschrieben am 16-05-2010

Düsseldorf (ots) - Sie fahren durch Städte und Orte und füllen
ihre Bildspeicher systematisch mit Aufnahmen von Straßen, Häusern und
Gärten - die Kamerawagen des Internet-Multis Google. Wer noch keins
der Street-View-Fahrzeuge gesichtet hat, sollte sich keiner Illusion
hingeben: Google kommt noch - oder war schon da. Die Zahl
misstrauischer Bürger, die sich überwacht fühlen, wächst von Tag zu
Tag.

Noch vor zwei Wochen hatte Google der deutschen
Verbraucherschutz-Ministerin Aigner versichert, alles sei harmlos,
und es würden keine persönlichen Daten festgehalten. Nun gibt Google
zu, dass seine Hoch-Technik sogar in private Datennetze eingedrungen
ist und Informationen über Internet-Aktivitäten und E-Mails
gespeichert hat. Dass dies ein Versehen und ein Programmierfehler
war, ist kaum zu glauben. Zu lukrativ ist das Geschäft mit
persönlichen Daten und Profilen.

Nun mag der eine oder andere Mitbürger sich beruhigt zurücklehnen,
weil er grundsätzlich ein gutes Gewissen und darum auch nichts zu
verbergen hat. Und seinen Netz-Zugang hält er auch für sicher, weil
der nach allen Regeln der Computer-Kunst verschlüsselt ist. Dennoch
bleibt ein ungutes Bauchgefühl: Was alles können andere Neugierige,
die nicht Google heißen und sichtbar mit Kamerawagen durch die Lande
fahren, unbemerkt mit elektronischen Mitteln ausspähen und
ausbaldowern? Und wie sieht das Bild ahnungsloser Mitmenschen aus,
das aus vielen ganz privaten Einzelinformationen zusammengesetzt und
dann weiterverbreitet wird, ohne dass die Betroffenen davon erfahren?

Das Aigner-Ministerium nennt den Fall, der den Namen Google trägt,
in dessen Schatten aber mutmaßlich viele andere, schwärzere Schafe
grasen, alarmierend. Der Fall hat zumindest eins gezeigt - was man
alles können kann, wenn man nur wollen will. Daraus sind schleunigst
Konsequenzen zu ziehen. Aigners Ministerium, und wer sonst noch für
die Beurteilung der Späh-Aktivitäten zuständig ist, muss mit Experten
ausgestattet werden, die technisch den Googles und Co. ebenbürtig
sind - mindestens das. Fest steht: Google hat wider besseres Wissen
die Unwahrheit gesagt. Google hat Grenzen überschritten. Google und
andere Big Brothers müssen an der kurzen Leine gehalten werden.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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