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Lausitzer Rundschau: Linke wählt mit Lötzsch und Ernst neue Parteiführung

Geschrieben am 16-05-2010

Cottbus (ots) - Oskar Lafontaine kann zufrieden sein. Mit einer
fulminanten Abschiedsrede hat er seinen Linken noch einmal
eindrucksvoll vor Augen geführt, was ihnen künftig fehlen wird: ein
personifiziertes Markenzeichen, ohne das es wohl nie zur
erfolgreichsten Parteineugründung der jüngeren deutschen Geschichte
gekommen wäre - einerseits. Andererseits hat der Saarländer mit den
neuen Parteispitzen Gesine Lötzsch und Klaus Ernst zwei treu ergebene
Nachfolger installiert, die sein Erbe in Ehren halten. Im
Zweifelsfall würde er dafür noch einmal selbst die Strippen ziehen,
was nicht wenige Linke als Drohung empfinden. Gemeint ist das Erbe
einer politisch zerrissenen Partei, die trotzdem sehr erfolgreich
ist. Pragmatisch im Osten, radikal im Westen. Das ist der Stoff, aus
dem linke Wahlerfolge entstehen. Fragt sich nur, ob die Partei auf
Dauer mit zwei Parteien unter einem Dach leben kann: Der einen, die
den Kapitalismus für reformierbar hält. Und der anderen, für die er
erst zugrunde gehen muss, bevor das wahre Arbeiter- und
Bauernparadies triumphiert. In der alten SED-Nachfolgepartei PDS war
der Kampf um die politische Vorherrschaft bereits zugunsten der
Pragmatiker entschieden. Eine Sahra Wagenknecht ist dort niemals
Parteivize geworden. In der fusionierten Linkspartei, die dank
Lafontaine auch zahlreiche Fundamental-Oppositionelle aus dem Westen
beherbergt, scheint dieser Kampf von vorn zu beginnen. Immerhin
erzielte Wagenknecht als Wortführerin der Kommunistischen Plattform
unter den Stellvertretern das zweitbeste Wahlergebnis, Halina
Wawzyniak als ausgemachte Regierungslinke dagegen das mit Abstand
schlechteste. Ob die Linken mit derlei Zwiespälten auch weiter
leidlich leben können, hängt jedoch weniger von ihnen selbst als
vielmehr von der politischen Konkurrenz ab. Die Partei ist ja nicht
durch Einbindung groß geworden, sondern durch Ausgrenzung. Sicher, im
Osten trägt die Linke auch Regierungsverantwortung. Aber genau
deshalb muss sie dort auch Farbe bekennen. Im Ergebnis relativiert
sich dann schon mal ihr Höhenflug. Siehe Berlin, wo die PDS einst
nach fünf Jahren rot-rotem Senat in der Wählergunst regelrecht
abstürzte. Über das sozial Wünschbare zu schwadronieren ist halt
immer bequemer, als unter dem Diktat leerer Kassen das sozial
Machbare zu praktizieren. Übertragen auf die aktuelle Situation heißt
das: Würde die SPD den ernsthaften Versuch unternehmen, mit den
Linken in Nordrhein-Westfalen eine Zusammenarbeit auszuloten, wäre es
mit der Gemütlichkeit vorbei. Im Augenblick kann sich die neue
Linken-Spitze tatsächlich darauf beschränken, Lafontaines
widersprüchliches Erbe zu verwalten. Zu mehr sind Lötzsch und Ernst
vielleicht auch nicht in der Lage. Ihre Bewährungsprobe hätten sie
erst, wenn die Linken auch im Westen den Regierungstest antreten
müssten.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


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