Neue Westfälische (Bielefeld): Vor der Entscheidung über die Hilfe der Stadt Bielefeld Ostwestfalen braucht Arminia LOTHAR SCHMALEN
Geschrieben am 26-05-2010 |
Bielefeld (ots) - Nicht selten schaut Bielefeld neidisch auf die
Nachbar-Großstädte Münster und Osnabrück. Münster liegt bei fast
allen Image-Rankings meilenweit vor Bielefeld; in Osnabrück leben -
zumindest wenn man einer seriösen Umfrage vor ein paar Jahren glaubt
- gar die glücklichsten Großstädter Deutschlands. Nur in einem Punkt
haben die Bielefelder es geschafft, umgekehrt den Neid der beiden
Nachbarn auf die Leineweberstadt zu wecken: wegen des
Bundesliga-Fußballs, für den seit Jahrzehnten - nur mit einer
sechsjährigen Unterbrechung von 1988 bis 1994 - der Name Arminia
steht. In Osnabrück reicht es für den VfL nicht zu mehr als zu einem
Fahrstuhl zwischen 3. und 2. Liga, in Münster sind die Preußen, in
früheren Zeiten der Lieblingsfeind der Bielefelder Fußballfans, schon
seit Jahren in völliger Bedeutungslosigkeit versunken. Ausgerechnet
Arminia, die Marke, die Bielefeld im Wettstreit mit vielen anderen
Großstädten Vorteile verschafft, ist nun gefährdet. Nicht
hoffnungslos, denn mit einem einzigen Ratsbeschluss an diesem Freitag
könnte der Bundesliga-Fußball in der größten Stadt der Region
gerettet werden - zumindest erst einmal. Ob es aber dazu kommt, ist
fraglich. In Bielefeld ist ein politischer Streit darüber entbrannt,
ob die Stadt den Rettungsanker, einen Kredit über 4,85 Millionen
Euro, wirklich werfen soll - zu einer Zeit, in der es Bielefeld
finanziell genauso schlecht geht wie den meisten anderen Kommunen in
Deutschland. Manchmal hilft die räumliche Distanz, um die Dinge
klarer zu sehen. Je weiter man sich jedenfalls von der Bielefelder
Stadtgrenze entfernt, desto größer ist das Erstaunen über den Streit
in Bielefeld. Einstimmig beispielsweise hat der Aachener Stadtrat vor
vier Wochen eine millionenschwere Bürgschaft zur Rettung des
Zweitligisten Alemannia beschlossen. Auch wenn das von den DSC-Oberen
zu verantwortende Missmanagement der vergangenen Jahre zornig macht,
auch wenn das sportliche Risiko eines weiteren Abstiegs bleibt, auch
wenn neben der Kommune jetzt vor allem die heimische Wirtschaft
gefordert ist - trotz aller Bauchschmerzen sollten die Bielefelder es
den Aachenern gleichtun und die Finanzhilfe beschließen
(vorausgesetzt: die Kommunalaufsicht in Detmold genehmigt die
Kreditvergabe). Der wirtschaftliche Vorteil einer abgewendeten
Arminia-Insolvenz ist es wert, ebenso der Gewinn an Lebens- und
Freizeitgefühl in der Region. Übrigens auch für die Paderborner, die
sich schon auf weitere Derbys ihres SC mit dem DSC Arminia freuen -
diesmal auf Augenhöhe.
Originaltext: Neue Westfälische (Bielefeld)
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