WAZ: Mortier fliegt mit Niveau. Kommentar von Lars von der Gönna
Geschrieben am 26-05-2010 |
Essen (ots) - Die Zeiten der allgemeinen Aufregung über
Abfindungen sind eigentlich vorbei. Hörte man nicht neuerdings, dass
Boni-Arien oder der finanzielle Dank dafür, dass jemand gar nicht
erst antritt, auch in Musentempeln ansässig werden. Gérard Mortier
zum Beispiel sollte 2009 eigentlich Chef der New York City Opera
werden. Er hatte, wie man es von ihm kennt, die tollsten Ideen. Die
meisten waren teuer. Kenner sahen das früh, die anderen waren
einfach nur begeistert.
Die Kulturszene hat es dann gar nicht gewundert, als plötzlich die
Nachricht durchsickerte, die böse böse Finanzkrise (eines Tages - das
prophezeien wir hiermit! - wird Bischof Mixa sie auch noch für seinen
Rücktritt verantwortlich machen) verhindere, dass Mortier seine
amerikanischen Großtaten durchführen könne.
Nun ist zu hören, dass Mortiers nie zu Bühnenreife gelangte
Ideen-Schmiede das New Yorker Haus 400 000 Dollar Abfindung
kostet. Da sind Business-Class-Flüge, die man dem Impresario öfters
in die alte Heimat finanziert habe, noch nicht eingerechnet. Was
einen US-Kommentator dazu bewegt, dem längst in Madrid unter Vertrag
stehenden Mortier nachzurufen, er fliege zwar raus, aber erster
Klasse.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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