Südwest Presse: Kommentar: Guttenberg
Geschrieben am 28-05-2010 |
Ulm (ots) - Offensiver als andere Kabinettsmitglieder kommt der
Verteidigungsminister der Aufforderung nach, den eigenen Haushalt zu
durchforsten und Sparvorschläge zu machen, ehe Wolfgang Schäuble
unter dem Diktat der grundgesetzlichen Schuldenbremse den Rotstift
ansetzt. Karl-Theodor zu Guttenberg ist eben preußisch erzogen und
weiß daher, dass vorauseilender Gehorsam zuweilen sinnvoll sein kann
und keineswegs zwingend den Beweis einer kritiklosen Unterwerfung
darstellt. Nun hört sich immer gut an, wenn Politiker vollmundig
versprechen, mit dem Geld der Steuerzahler verantwortlich umzugehen
und auch vor schmerzhaften Einschnitten nicht zurückzuschrecken.
Gerade zu einem Verteidigungsminister mag es obendrein passen, Blut,
Schweiß und Tränen anzukündigen. Aber der Härtetest steht dem
schneidigen Jungstar von der CSU erst noch bevor. Wir sind also
gespannt, wie sich der Herr Baron schlägt, sobald die ersten
Bürgermeister und Lobbyisten auf die Straße gehen, wenn womöglich
auch bayerische Kasernen zu schließen sind oder Arbeitsplätze in der
weiß-blauen Rüstungsindustrie in Gefahr geraten. Der rhetorischen
Vorwärtsverteidigung Guttenbergs darf nicht eine kleinlaute
Kapitulation folgen, sobald sich der Widerstand gegen unabweisbare
Etatkürzungen formiert. Ja, es wird vielen weh tun, was in den
nächsten Wochen von der Regierung notgedrungen beschlossen werden
muss. Nicht nur an den Standorten der Bundeswehr. Dann wird sich
zeigen, wie viel Rückgrat der Verteidigungsminister wirklich hat. Und
mit ihm die ganze Koalition.
Originaltext: Südwest Presse
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Südwest Presse
Lothar Tolks
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