Rheinische Post: Der neue Kapitän Kommentar Von Martin Beils
Geschrieben am 28-05-2010 |
Düsseldorf (ots) - Es gibt nicht viele Personalien, die in der
öffentlichen Wahrnehmung wichtiger sind als die Bestellung eines
Kapitäns der Fußball-Nationalmannschaft. Da kommt die Auswahl einer
Sängerin für den europäischen Trällerwettstreit lange nicht heran.
"Habemus Capitano" mochte man gestern in einem Mix aus Sprachen
rufen, als Bundestrainer Jogi Löw sich endlich bequemte, mit einem
nervraubend umständlichen Vortrag Philipp Lahm zu befördern Der
Münchner trägt bei der WM Deutschlands kostbarstes Stück Textil am
Oberarm. Der Schwiegermutter-Liebling und Zwergkaninchen-Halter vom
Rande des Spielfelds steht jetzt im Zentrum der hohen, vielleicht zu
hohen Erwartungen eines Volkes von 80 Millionen Bundestrainern. Die
Frage, ob Lahm dieser Aufgabe gewachsen ist, stellt sich nicht. Denn
eine qualifizierte Alternative fehlte. Miroslav Klose hat mit sich
selbst genug zu tun. Und Bastian Schweinsteiger kommt trotz
bemerkenswerter Entwicklung immer noch zu schnoddrig daher. Lahm ist
gescheit, kann sich prägnant ausdrücken und sehr ordentlich Fußball
spielen. Als Anführer in der Stresssituation einer WM muss er sich
erst beweisen. Aber im Sport gilt das Gleiche wie etwa in der
Politik: Im Amt wächst so mancher.
Originaltext: Rheinische Post
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