Neue Presse Hannover: Kommentar der "Neuen Presse" (Hannover) zu Köhler
Geschrieben am 31-05-2010 |
Hannover (ots) - Wird Margot Käßmann Bundespräsidentin? Dieser
Vorschlag der Niedersachsen-SPD ist ebenso überzogen wie der
Rücktritt Horst Köhlers. Zu Recht hatte es Kritik nach den
unglücklichen Interview-Äußerungen des Präsidenten gegeben. Eine
missverständliche Formulierung über das deutsche Engagement in
Afganhistan und ein unglückliches Krisenmanagement, gestern dann der
für alle überraschende Rücktritt. Hier wirft einer die Sachen hin,
der monatelang nicht mehr in Erscheinung getreten war und am Ende nur
noch kraftlos und beleidigt wirkt. "Horst wer?", fragten sich anfangs
viele, als ein Mann namens Köhler der erste Mann im Staate wurde. Der
Sparkassenchef mit (Welt-)Wirtschaftskarriere wollte "Präsident aller
Deutschen" sein, was ihm auch gelang. Seine etwas hölzerne Art
unterschied ihn wohltuend von allzu glatten Politprofis. Auch sein
großes Engagement für Afrika ehrte ihn, dennoch erreichte er nie die
intellektuelle Strahlkraft eines Richard von Weizsäcker, dem
deutschen Allzeit-Lieblingspräsidenten. Natürlich darf gestritten
werden, ob die Kritik von SPD, Linken und Grünen, insbesondere von
Jürgen Trittin ("lose rhetorische Deckskanone an der Spitze des
Staates") berechtigt war. Allerdings sind Figuren wie Trittin viel zu
klein, um die Würde des Präsidenten ernsthaft anzukratzen. Köhlers
Argument, der notwendige Respekt für sein Amt fehle, ist nicht
nachvollziehbar. Sein Rücktritt ist ebenso historisch wie
überflüssig. Zwischen Lena-Euphorie und WM-Fieber muss Deutschland
nun mal wieder ernst werden, was dem einen oder anderen schwer zu
fallen scheint. Wer soll vornehmster Repäsentant sein? Die
schwächelnde schwarz-gelbe Koalition, die einst Köhler inthronisiert
hatte, wäre gut beraten, sich mit möglichst breitem Konsens auf einen
außergewöhnlichen Kandidaten zu verständigen. Ohne populistische
Anwandlungen.
Originaltext: Neue Presse Hannover
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Pressekontakt:
Neue Presse Hannover
Udo Harms
Telefon: +49 (0)511 51 01-22 73
harms@neuepresse.de
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