Neue OZ: Kommentar zu Afghanistan / Konflikte
Geschrieben am 02-06-2010 |
Osnabrück (ots) - Dem Sieg nicht fern
Afghanistans Präsident Karsai, der als Bürgermeister von Kabul
verspottet und neuerdings schon als "Geschichte" bezeichnet wird, hat
zur großen Friedensversammlung geladen. 1600 Stammesälteste sind aus
allen Provinzen nach Kabul gekommen - nur die, um die es geht,
bleiben fern: die Taliban. Statt versöhnlicher Worte schicken die
Radikalislamisten zwei, drei Raketen und ein Trio von
Selbstmordattentätern. Für afghanische Verhältnisse ist das nicht
dramatisch, aber es stellt sich die Frage: Wie viele Jahre wollen
Karsai und der Westen noch der Illusion nachrennen, die Taliban
wollten sich von ihren Erzfeinden einen Frieden diktieren lassen?
Zudem: Warum sollte jemand seinem Widersacher zu Füßen kriechen,
wenn er sich auf der Siegesstraße wähnt? Den Taliban muss zugestanden
werden, dass sie einer Niederlage nicht so nah stehen wie NATO und
UNO. Das mächtigste Militärbündnis der Welt ist auch mit seiner
diesjährigen Großoffensive bislang kaum einen Schritt weitergekommen.
Die zu wenigen Bundeswehrsoldaten im Norden können sich in Kundus nur
noch halten, weil US-Kampftruppen sie schützen. Zugleich wächst in
den NATO-Ländern wie Deutschland der Widerstand gegen den Einsatz,
der von der Regierung in Berlin dilettantisch geführt wird. Die
Taliban dürften daher eher früher als später triumphieren.
Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung
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