Südwest Presse: Kommentar zum Bundespräsidenten
Geschrieben am 03-06-2010 |
Ulm (ots) - Angela Merkel wollte mit Ursula von der Leyen das
Vakuum im Schloss Bellevue möglichst rasch und störungsfrei füllen.
Die Sozialministerin wäre eine populäre Nachfolgerin des bis zu
seinem unrühmlichen Abgang durchaus beliebten Horst Köhler gewesen.
Dazu eine Berufspolitikerin und strikt loyal gegenüber der
CDU-Vorsitzenden. Doch die eigene Partei machte der Bundeskanzlerin
einen Strich durch diese Rechnung. Anders als 2004, als Merkel ihren
Wunschkandidaten Köhler gegen eher zaghaften Widerstand durchsetzte,
stellten sich einige Ministerpräsidenten der Union quer. Eine
weibliche Doppelspitze in den beiden wichtigsten Ämtern der Republik,
obendrein zwei Frauen, deren Reformeifer in der Gesellschaftspolitik
den Traditionalisten in CDU und CSU nicht geheuer ist - das ging den
mächtigen Männern offenbar zu weit. Jetzt sind sie beide beschädigt,
die Kanzlerin und ihre Vorzeige-Ministerin. Christian Wulff, der es
nun werden soll, ist als Chef der schwarz-gelben Landesregierung in
Niedersachsen zwar kompatibel mit der Berliner Koalition. Dennoch
grummelt es dort, denn die Kandidatensuche war nicht dazu angetan,
Merkels Führungsposition zu stärken und stabilisierend auf das
bürgerliche Bündnis insgesamt zu wirken. Ein Friedensangebot an SPD
und Grüne ist Wulff schon gar nicht, eher das Signal, dass Union und
FDP die Reihen schließen müssen, um sich gegen Auflösungstendenzen zu
wappnen.
Originaltext: Südwest Presse
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Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
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