WAZ: Zum WM-Start in Südafrika - Freude auf die große Fußball-Party. Leitartikel von Ulrich Schilling-Strack
Geschrieben am 10-06-2010 |
Essen (ots) - Zu unseren historischen Fußball-Momenten gehören
nicht nur der Sieg im Wankdorf-Stadion und das Wembley-Tor. Auch das
Turnier 2006 zählt dazu, allgemein bekannt als das Sommermärchen.
Deutschland schied zwar im Halbfinale aus, wurde aber Weltmeister der
Herzen.
Das ist ein ziemlich abgenutzter Begriff, passt aber in diesem
Fall gut. Mehr als über Italiens Finaltriumph staunte die Welt damals
über einen Gastgeber, der unbeschwert und fröhlich zum gemeinsamen
Feiern lud. Ein Volk, das nach verbreiteter Überzeugung immer noch
mit Pickelhaube den Stechschritt übte und zum Lachen im Keller
verschwand, erschien erstmals locker, ziemlich cool. Fahne und Hymne,
bis dahin meist fest im Griff der Ewiggestrigen, rückten in die Mitte
der Gesellschaft. Der Bundesadler schmückte nicht mehr die Brust
eines Kahlkopfs mit Springerstiefeln, sondern das bunte T-Shirt eines
Teenagers.
Das war schon sensationell. Der Deutsche, der bis dahin aus gutem
Grund nationalen Symbolen eher distanziert gegenüberstand und sich im
Ausland im Zweifelsfall lieber als Norweger ausgab, entwickelte so
etwas wie Nationalstolz. Und das, ohne die anderen gleich hämisch
niederzumachen - wer hätte das gedacht.
Vier Jahre später ist Normalität eingekehrt. Wenn heute in
Südafrika die Fußball-Weltmeisterschaft beginnt, sind wir schon
wieder in Stimmung. Und das nicht nur, weil unlängst in Oslo ein
junges Mädchen den Sieg im Eurovision Song Contest ebenfalls ganz
locker mit unserer Fahne feierte. Vielerorts haben sie die Straßen
geflaggt, nicht nur mit unseren Farben, sondern auch denen der
anderen Teilnehmer, weil sich eben alle auf eine große Party freuen.
An den Autos flattert längst wieder der Wimpel, die Biertisch-Decke
ist in sattem Schwarz-Rot-Gold gehalten, na und?
Mehr als sechs Jahrzehnte nach dem Untergang eines
Schreckensregimes, das uns Fahnen und Hymnen erstmal gründlich
ausgetrieben hatte, sind wir endlich angekommen, wo Franzosen,
Engländer, Spanier schon immer waren. Wir freuen uns über unsere
Erfolge, ohne gleich die erste Strophe des Deutschland-Lieds zu
schmettern. Aber auch ohne ein schlechtes Gewissen. Wir sind Papst,
wir sind Lena, und wenn uns die Sonne über Südafrika lacht, sind wir
in vier Wochen vielleicht auch Jogi. Wie sagte schon Theodor Heuss,
der als erster Bundespräsident den unverkrampften Umgang mit
nationalen Symbolen vormachte?
Nun siegt mal schön.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
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zentralredaktion@waz.de
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