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WAZ: Etwas mehr Ehrlichkeit, bitte. Kommentar von Stefan Schulte

Geschrieben am 10-06-2010

Essen (ots) - Dass sich die Vorstellungen der Politik nicht ganz
mit der Lebenswirklichkeit decken, soll vorkommen. Dass sie sich die
Welt zuweilen malt, wie sie ihr gefällt, wird aber selten so schnell
so überdeutlich wie bei der Idee, den Heizkostenzuschuss für
Geringverdiener zu streichen. Er sei zum Glück hinfällig geworden,
lautete die wunderbar positive Begründung, weil die Energiekosten
deutlich gesunken seien.

Ein Blick auf die Heizöl-Preistabellen hätte genügt, um es besser
zu wissen. Im Mai war Öl nicht nur um ein Drittel teurer als vor
einem Jahr, es hat auch wieder das Niveau vom Herbst 2008 erreicht,
als die Große Koalition entschied, Geringverdiener wegen der
horrenden Preise beim Heizen ihrer Wohnung zu unterstützen. Und die
Gaspreise werden dem Heizöl bald folgen.

Die Regierung könnte ihre Sparbeschlüsse vielleicht etwas besser
verkaufen, wenn sie wenigstens ehrlich wäre. Man kann ja auf die Idee
kommen, eine neue Sozialleistung aufgrund akuter Haushaltsnot wieder
zu streichen. Das muss man dann aber auch sagen und nicht einen
Preissturz vorschieben, den es seit einem halben Jahr nicht mehr
gibt.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


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