Neues Deutschland: zur Wehrpflicht-Debatte
Geschrieben am 11-06-2010 |
Berlin (ots) - Die Koalition hat es eilig: Die Verkürzung der
Wehrpflicht kommt zum 1. Juli. Wahrscheinlich wird diese nicht lange
Bestand haben, und Schwarz-Gelb beschließt die Aussetzung des
Zwangsdienstes. Schließlich hält auch Angela Merkel eine Aussetzung
inzwischen für möglich. Das ist grundsätzlich zu begrüßen, ein klares
Bekenntnis zur Abschaffung der Wehrpflicht wäre aber konsequenter.
Denn die Wehrpflicht hat sich längst überholt: Weniger als die Hälfte
der als wehrtüchtig gemusterten Männer eines Jahrgangs reißt seine
Zeit noch beim Bund ab. Doch die Diskussion um die Verkürzung oder
Abschaffung der Wehrpflicht geht am eigentlichen Problem vorbei. Ob
es Wehrpflichtige oder Berufssoldaten sind, die in Afghanistan, auf
dem Balkan oder auf anderen Kriegsschauplätzen dieser Welt töten und
sterben, ändert an dem Problem nichts - das lautet: dass sie
überhaupt zu den Waffen greifen. Die Bundeswehr ist seit Ende der
Ost-West-Konfrontation zu einer Interventionsarmee umgerüstet worden.
Diese Armee, das hat Ex-Bundespräsident Horst Köhler treffend
festgestellt, hat auch zum Ziel, Handelswege für die Wirtschaft
freizuschießen. Sie wird als ein Instrument der Herrschenden im
Wettlauf um Öl und andere kostbare Rohstoffe eingesetzt. Deshalb wäre
es an der Zeit, die Truppe in einem ersten Schritt hinter die
bundesdeutschen Grenzen zurückzuholen. Anschließend muss abgerüstet
werden - und zwar radikal. Wehrpflicht hin oder her.
Originaltext: Neues Deutschland
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