Börsen-Zeitung: Gewöhnungseffekte, Börsenkommentar "Marktplatz von Christopher Kalbhenn
Geschrieben am 18-06-2010 |
Frankfurt (ots) - In bemerkenswert robuster Verfassung
präsentieren sich derzeit die Aktienmärkte. Der Dax ist am Freitag
erstmals seit Mitte Mai wieder über die Schwelle von 6250 geklettert,
wodurch ihn nur noch rund 85 Zähler vom Jahreshoch trennten. Zwar mag
der große Verfalltermin zu der Aufwärtsbewegung der zurückliegenden
Handelstage beigetragen haben. Maßgebliche Ursache ist jedoch die
abnehmende Angst vor einer Ausweitung der Schuldenkrise
Griechenlands. Andere Peripheriestaaten des Euroraums waren in der
Lage, sich Mittel am Kapitalmarkt zu beschaffen, wenn auch zu
erhöhten Kosten.
Hinzu kommen Gewöhnungseffekte. Die Marktteilnehmer leben nun
schon seit dem Herbst 2009 mit der Schuldenkrise und sind nicht mehr
so leicht zu erschrecken. So gaben Aktien und die
Gemeinschaftswährung nur geringfügig nach, nachdem auch Moody's die
Bonitätsbewertung Griechenlands in den Ramschbereich herabgestuft
hatte. Vergleichsweise gelassen war auch die Reaktion auf in der
spanischen Presse kursierende Gerüchte, nach denen an einem
Rettungspaket für das iberische Land gearbeitet werde. Noch vor
Kurzem hätte dies nicht nur die Risikoaufschläge Spaniens in die Höhe
getrieben, sondern auch den Euro und die Aktienmärkte erheblich unter
Druck gesetzt.
Mit nachlassendem Einfluss der Schuldenkrise wird der Blick frei
für die entscheidenden fundamentalen Faktoren, und das eröffnet -
sofern neue Schocks durch die Schuldenkrise ausbleiben - Spielraum
für einen Angriff des Dax auf das Jahreshoch. Zwar wird sich das
Wachstum der Weltwirtschaft und damit der Unternehmensgewinne
verlangsamen, u.a. weil Ankurbelungsmaßnahmen und Lagereffekte
auslaufen und in den Schwellenländern eine restriktivere Linie
gefahren wird, um eine Überhitzung zu vermeiden. Damit bleibt es nach
jetzigem Stand aber dabei, dass sich die Erholung im kommenden Jahr
fortsetzen wird. Das werden auch die umfangreichen fiskalischen
Konsolidierungsmaßnahmen der westeuropäischen Staaten nicht
verhindern. Denn als weitere Folge der Krise werden die Notenbanken
ihre akkomodierende Politik über einen noch längeren Zeitraum
aufrecht erhalten, sodass das Niedrigzinsumfeld bis auf Weiteres
Bestand haben wird. Für den Euroraum und insbesondere die
exportorientierte deutsche Wirtschaft ergibt sich als weiterer Impuls
aus der Krise eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit durch den
gesunkenen Außenwert des Euro.
Der von manchen befürchtete Double-Dip, d.h. der Rückfall in die
Rezession, ist somit nur eine Spekulation, an deren Eintreffen
erhebliche Zweifel bestehen. Fakt ist dagegen die kräftige Erholung
der Unternehmensgewinne, und davon könnten in den kommenden Wochen
stützende Impulse für die Aktienmärkte ausgehen, wenn die
Berichtssaison zum zweiten Quartal beginnt.
Aber auch über die nächste Berichtssaison hinaus wird dies ein
stützender Faktor sein. Die Unternehmen haben die Krise zum Anlass
genommen, ihre Kosten deutlich zu senken. Damit hat sich ihre
Profitabilität stark erhöht, mit der Folge, dass sie selbst im Falle
einer unerwartet deutlichen Wachstumsabschwächung auch im nächsten
Jahr noch erkleckliche Gewinnzuwächse zeigen würden.
Das gilt gerade auch für die Dax-Unternehmen, obwohl das ohnehin
unterdurchschnittliche Wachstum Europas im kommenden Turnus durch die
Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen zusätzlich abgeschwächt wird. Ein
Großteil der deutschen Blue-Chip-Unternehmen ist nur noch zu einem
geringen Teil vom Heimatmarkt abhängig, sondern erwirtschaftet den
weit überwiegenden Teil ihrer Erlöse und Ergebnisse im Ausland und
profitiert aufgrund seiner globalen Aufstellung vom höheren Wachstum
der außereuropäischen Regionen.
Gleichzeitig liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Dax auf Basis
der Konsens-Gewinnschätzungen für dieses und nächstes Jahr bei rund
10 bzw. 9. Bei derart niedrigen Bewertungen bestehen für den Index
noch Spielräume nach oben, und es ergeben sich bei Schwächephasen in
den kommenden Monaten günstige Einstiegsgelegenheiten.
(Börsen-Zeitung, 19.6.2010)
Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
274982
weitere Artikel:
- Pressemitteilung - Verfügbarkeit von Broadcast-Feed: Stephen Hawking wird am Perimeter Institute in Kanada einen besonderen Vortrag über seine Forschung, sein Leben und seine Zeit halten Waterloo, Kanada, June 18, 2010 (ots/PRNewswire) - Prof. Stephen Hawking
führt diesen Sommer private Forschungsaktivitäten am Perimeter
Institute for Theoretical Physics (PI) in Kanada durch. Es wird
erwartet, dass dies der erste von vielen Besuchen ist. Am 20. Juni
2010 wird Prof. Hawking, Inhaber eines PI Distinguished Research
Chair, einen öffentlichen Vortrag über seine Forschung und sein Leben
halten. Dieser besondere Vortrag wird in HD vor einem voll besetzten
Hörsaal am PI gefilmt und das Filmmaterial wird als 10-minütiger
Broadcast-Feed mehr...
- Concateno fordert sofortige Einführung von Geräten zum Nachweis von Drogeneinfluss bei Verkehrsteilnehmern London, June 18, 2010 (ots/PRNewswire) - Concateno, der europaweit
erfahrenste Anbieter von Lösungen für den Nachweis von Drogen- und
Alkohol-Einfluss, hat sich positiv zu den Empfehlungen von Sir Peter
North CBE QC hinsichtlich der schrittweisen Bekämpfung des Fahrens
unter Drogeneinfluss geäussert und fordert die Regierung dringend
dazu auf, seinem Engagement bei der Verbesserung der
Verkehrssicherheit nachzukommen und so schnell wie möglich Geräte
sowohl zum Nachweis von als auch zur Abschreckung gegen das Fahren
unter Drogeneinfluss mehr...
- Globale Roland Berger Studie zu Restrukturierung: Tiefpunkt der Wirtschaftskrise ist überwunden, Unternehmen konzentrieren sich weltweit wieder auf Wachstumsstrategien München (ots) -
- Umfrage unter ca. 5.600 Unternehmen aus 14 Branchen weltweit
(Rücklaufquote 8,5%)
- Die Mehrheit hält Tiefpunkt der Krise für überwunden und erwartet
deutliche Erholung ab Mitte 2010
- 75% planen verstärkt Wachstums- und Vertriebsinitiativen, nur noch
geringer Fokus auf Kostensenkungsmaßnahmen
- Personalkosten wurden 2009 bereits um 9 Prozent reduziert, damit
ist das Kostensenkungsziel erreicht
- Asien wird am stärksten vom Wachstum profitieren, Europa und
Japan bilden das Schlusslicht mehr...
- BDI hebt Erwartungen für Exportwachstum auf acht Prozent an Berlin (ots) -
BDI hebt Erwartungen für Exportwachstum auf acht Prozent an
- Chemie- und Elektroindustrie mit positiven Erwartungen
- BDI fordert mehr Engagement der G20-Staaten gegen
Handelsbeschränkungen und Wettbewerbsverzerrungen
- 73 neue Handelsbeschränkungen unter den G20-Ländern
innerhalb von sechs Monaten
"Der BDI hält für das Jahr 2010 ein Exportwachstum von acht
Prozent für wahrscheinlich." Dies sagte BDI-Hauptgeschäftsführer
Werner Schnappauf bei der Vorstellung mehr...
- Der Tagesspiegel: Trittin verteidigt Brennelementesteuer gegen Kritik aus der Wirtschaft / Höhe der Steuer aber zu niedrig Berlin (ots) - Berlin - Die Grünen haben die von der
Bundesregierung geplante Brennelementesteuer vor der Kritik aus der
Wirtschaft ausdrücklich in Schutz genommen. Mit einer
Brennelementesteuer würde die "Wettbewerbsgleichheit mit fossilen
Brennstoffen" wieder hergestellt und eine "Subvention der Atomenergie
beendet", sagte Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin dem Berliner
"Tagesspiegel" (Montagsausgabe). Nach grünen Berechnungen müsste dazu
jedoch eine etwa doppelt so hohe Brennelementesteuer erhoben werden,
als sie von der Bundesregierung mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|