Rheinische Post: Kommentar: Abgang des Generals
Geschrieben am 23-06-2010 |
Düsseldorf (ots) - Stanley McChrystal hat ungeschriebene Gesetze
gebrochen und damit seinen Job riskiert. Amerikanische Militärs haben
keine Macht. Sie haben sich an die Vorgaben der Politik zu halten.
Verstoßen sie dagegen, wackelt ihr Stuhl. McChrystal hat dies
entweder vergessen oder verdrängt. Dass er dem Weißen Haus gleich
mehrfach am Zeug flickte, lässt das Gerede vom bedauerlichen
Ausrutscher wenig glaubwürdig erscheinen. Vielmehr lässt es den
Schluss zu, dass sich hinter den Kulissen tiefe Gräben auftun.
Differenzen darüber, wie lange und in welcher Stärke die Truppe am
Hindukusch stehen soll, in einem Einsatz, der in den USA zutiefst
unpopulär ist. Wäre es nach McChrystal gegangen, wäre das
US-Kontingent deutlich aufgestockt worden. Obama dagegen fürchtet ein
zweites Vietnam, die Sogwirkung eines Konflikts, in dessen Strudel er
immer tiefer versinkt. Dass Kommandeure höhere Truppenstärken
fordern, ist normal. Obamas Riege hat widerstrebend ein wenig
nachgegeben und zugleich den Beginn des Rückzugs im Sommer 2011
angepeilt: Vor dem Wahljahr 2012 sollen die Weichen gestellt sein.
Der Konflikt zwischen Politikern und Militärs wird also
weiterschwelen, daran wird der Abgang McChrystals nicht viel ändern.
Originaltext: Rheinische Post
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