Lausitzer Rundschau: Zu den Einsparungen beim Sorbischen National-Ensemble
Geschrieben am 28-06-2010 |
Cottbus (ots) - Die neue Intendantin des Sorbischen
National-Ensembles, Milena Vettraino, tritt kein leichtes Amt an. Ein
Konzept mit zu erarbeiten, das den Abbau eines Großteils der Stellen
umfasst, ist die eine Sache, dieses dann auch in der Praxis
verwirklichen zu müssen, eine andere. Klar, dass ihr künftiges Wirken
mit besonders kritischen Augen verfolgt werden dürfte. Wer
Entscheidungen treffen muss, in denen es heißt "Du kannst bleiben"
oder "Du musst gehen", macht sich selten Freunde. Es wäre allerdings
falsch, die erfahrene Orchestermanagerin jetzt als "Buhfrau"
hinzustellen. Die Entscheidung, den jährlichen Etat des Ensembles um
900 000Euro zu kürzen, hat nicht Milena Vettraino gefällt. Ihr oblag
es - gemeinsam mit anderen -, auf Grundlage dieser Vorgabe ein
Konzept zu erstellen, mit dem das Ensemble dauerhaft seine Aufgabe
erfüllen kann. Dass die neue Chefin unter diesen Umständen andere
Schwerpunkte setzt als ihr Vorgänger, ist ihr gutes Recht. Allerdings
erfordert es die Sensibilität des Themas, behutsam vorzugehen und die
Mitarbeiter, die jahrzehntelang "ihre Haut zu Markte getragen" haben,
nicht mit unbedachten Äußerungen vor den Kopf zu stoßen. Sollte das
Sorbische National-Ensemble tatsächlich unter einer "Sinnkrise"
leiden - dies zu beurteilen, steht wohl nur absoluten Insidern zu -,
dann haben diese sicher zuallerletzt die Tänzer und Musiker, die
Sänger und Choreographen verschuldet. Beide Seiten sollten sich
gegenseitig die Chance geben zu beweisen, dass ihnen in erster Linie
die sorbische Kultur am Herzen liegt, und auf persönliche Angriffe
verzichten.
Originaltext: Lausitzer Rundschau
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