KfW/ZEW CO2-Barometer: Deutsche Unternehmen nicht ausreichend für EU-Emissionshandel gewappnet
Geschrieben am 01-07-2010 |
Frankfurt (ots) -
- Geringe Auseinandersetzung mit Kosten und Risiken der
Versteigerung von Emissionszertifikaten ab 2013
- Großteil der Unternehmen über interne CO2-Einsparmöglichkeiten
unzureichend informiert
- Effizienzpotenziale des Emissionshandels noch nicht ausgeschöpft
- Deutlich stärkere Belastung von Unternehmen mit geringen
Emissionen
Das heute zum zweiten Mal veröffentlichte KfW/ZEW CO2-Barometer
zeigt, dass deutsche Unternehmen sich nur unzureichend mit den
Chancen und Risiken des EU-Emissionshandelssystems (EU EHS) befassen.
Zwei Drittel haben sich noch nicht mit den möglichen Kosten
auseinandergesetzt, die ab 2013 auf sie zukommen.
Emissionszertifikate werden ab diesem Zeitpunkt überwiegend nicht
mehr kostenlos zugeteilt, sondern versteigert.
"Die Ergebnisse des diesjährigen KfW/ZEW CO2-Barometers zeigen,
dass die Unternehmen dringend mit den internen Vorbereitungen für die
nächste Phase des EU-Emissionshandels beginnen und ihre
Unternehmensstrategien anpassen sollten", sagt Dr. Norbert Irsch,
Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe. "Dazu ist es wichtig, dass die
Politik Planungssicherheit schafft und möglichst bald die zentralen
Eckpunkte zur Zuteilung ab 2013 festlegt."
Neben der Vorbereitung auf die nächste Handelsperiode liegt der
Schwerpunkt des diesjährigen KfW/ZEW CO2-Barometers auf dem so
genannten "Carbon Management" der Unternehmen, das heißt der
Informationsbasis und der Organisation des Emissionshandels in den
Unternehmen.
Obwohl der Emissionshandel bereits im Jahr 2005 eingeführt wurde,
hat ein Großteil der Unternehmen die für ein effizientes Carbon
Management erforderlichen internen Strukturen und Abläufe noch nicht
ausreichend aufgebaut. Demzufolge fehlen ihnen oft entscheidende
Informationen. Beispielsweise haben zwei Drittel der Unternehmen
bisher nicht systematisch untersucht, wie sie im Rahmen ihrer
Produktionsabläufe CO2 einsparen könnten.
Seit Beginn des Emissionshandels haben 63% der Befragten
CO2-Vermeidungsmaßnahmen durchgeführt. Jedes fünfte Unternehmen stieß
dabei auf Finanzierungsprobleme und konnte daher beabsichtigte
Maßnahmen zur Treibhausgasvermeidung nicht oder nur in geringerem
Umfang umsetzen. Derzeit planen 57 % der Befragten, in den nächsten
zwei Jahren eine Minderungsmaßnahme durchzuführen. Investitionen in
Energieeffizienz-Technologien nehmen dabei zu. Gleichzeitig gewinnt
CO2-Minderung als Hauptziel von Investitionen oder
Optimierungsmaßnahmen an Bedeutung.
Nur die Hälfte der Befragten hat im Jahr 2009 die Möglichkeit des
Handels mit Emissionsrechten genutzt. Hauptgründe sind die
ausreichende Zuteilung von kostenlosen Zertifikaten und die Sorge der
Unternehmen, ihr Zertifikatehandel könnte als "spekulatives Geschäft"
bewertet werden.
Ein weiteres zentrales Ergebnis des CO2-Barometers ist, dass
Unternehmen mit geringen Emissionen (Kleinemittenten), durch die im
Rahmen des EU-Emissionshandels auf sie zukommenden Kosten deutlich
stärker belastet werden als Unternehmen, die größere Mengen CO2
emittieren (über 25.000 Tonnen pro Jahr).
"Kleinemittenten entstehen überproportional hohe Kosten für die im
Rahmen des Emissionshandels vorgeschriebene Überwachung der eigenen
Emissionen, das daraus resultierende Berichtswesen sowie die
Verifizierung der erhobenen Daten. Auch die Identifizierung von
Vermeidungsoptionen und die Beschaffung von Marktinformationen sind
mit Kosten verbunden.
Eine Einbindung des Klimaschutzes in Unternehmensabläufe findet
daher insbesondere bei Kleinemittenten häufig nicht statt", sagt Dr.
Andreas Löschel, Leiter des Forschungsbereichs Umwelt- und
Ressourcenökonomik am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung
(ZEW) in Mannheim. "Dieses Ergebnis des aktuellen KfW/ZEW
CO2-Barometers zeigt, dass sich die erwünschte Wirkung des
EU-Emissionshandels im Sinne einer kostengünstigen Vermeidung von
Treibhausgasen derzeit noch nicht richtig entfalten kann."
Das von der KfW Bankengruppe und dem Zentrum für Europäische
Wirtschaftsforschung (ZEW) gemeinsam entwickelte KfW/ZEW CO2
Barometer stellt die einzige Datenbasis zu den im Emissionshandel
erfassten deutschen Unternehmen, ihren CO2-Strategien und Erwartungen
für den Kohlenstoffmarkt dar. Im KfW/ZEW CO2 Barometer werden alle
emissionshandelspflichtigen Unternehmen in Deutschland befragt. Die
121 antwortenden Unternehmen (Rücklauf 14 %) betreiben 426 der im
Emissionshandel erfassten 1.686 Anlagen in Deutschland (25 %) und
stehen für 175 Mio. der 428 Mio. Tonnen CO2-Emissionen (41 %). Das
KfW/ZEW CO2 Barometer greift damit auf die beste derzeit für
Deutschland verfügbare Datenbasis zum Emissionshandel zurück.
Zusätzlich zu den Unternehmen wurden die Antworten von 182
internationalen Emissionshandelsexperten in die Studie einbezogen.
Hintergrund:
Das KfW/ZEW CO2- Barometer ist eine jährliche Befragung unter den
emissionshandelspflichtigen deutschen Unternehmen und internationalen
Experten des EU Emissionshandelssystems (EU EHS). Das KfW/ZEW
CO2-Barometer 2010 ist im Internet verfügbar unter www.kfw.de im
Bereich Research.
Originaltext: KfW
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/41193
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Pressekontakt:
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Kommunikation (KOM)
Tel.: 069 7431-4400, Fax: 069 7431-3266,
E-Mail: presse@kfw.de, Internet: www.kfw.de
Kontakt:
KfW Bankengruppe, Wolfram Schweickhardt, Stellv. Pressesprecher;
Tel.: 069/7431-1778, E-Mail: wolfram.schweickhardt@kfw.de
ZEW, Dr. Andreas Löschel, E-Mail: loeschel@zew.de,
Mobil: 0163-6235 200
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